Bodenhaftungen

Same procedure as every year. Während Miss Sophie bequem am Tisch Platz genommen hat und das Nachtmahl zum Jahreswechsel im Kreise ihrer imaginären Freunde und Liebhaber einnimmt, verliert James immer mal wieder die Bodenhaftung – niemals jedoch die Contenence.

Ok, Tiger- oder Bärenfelle sind heutzutage eher bei Familie Großwild – Jäger die bevorzugten Bodendecker – unsereins bemüht sich um ethisch korrekte Auskleidung des Fußraumes der eigenen vier Wände.

In Wien liebt man ja Sternparkett in Kombination mit Flügeltüren und Lobmeyr Lustern in schwindelerregender Deckenhöhe. Es grüßt der Kaiser, verbreitet auch der Biedermeier oder zumindest ein Vertreter der Wiener Werkstätte. Damals war alles massiv, von edlem Material und möglichst speziell gestaltet. Loos konnte das gut. Hoffmann auch. Oswaldt Haerdtl ist mir in diesem Zusammenhang sehr nahe. Nach Krieg und zweiter Republik wurden Gemeindebauten errichtet – allerorten mit mehr oder weniger viel Design. Bis heute prägen praktische städtische Wohnkomplexe ganz Wien neben alten und ganz modernen Wohnbauten.

Was haben Herr und Frau Österreicher so am Boden liegen? Worauf wandeln sie privat? Offensichtlich braucht es bei jedem Bodentyp noch irgendwie etwas obendrauf. Einen Teppich. Bitte Perser – falsch oder echt ist wurscht. In den Siebzigern war es definitiv der hochflorige nichtpersische Flokati – zusammen mit Oliven und Ouzo aus dem Griechenlandurlaub mitgebracht. Man mag es fußwarm oder aber eine Liegestatt vor dem Kamin......

Ich stehe ja lieber auf purem Holz. Je purer – desto besser. Nachdem das Industrieparkett meiner Behausung geschliffen werden mußte, wählte ich vor einem Jahr eine Ölung statt Versiegelung des Bodens. Was soll ich sagen – hundertzueins. Ein unglaubliches Gefühl – wenn man gern blossfüssig durch die Wohnung läuft. Man spürt förmlich das Holz – im Sommer ist es angenehm kühl - im Winter warm. Den Pflegeaufwand nimmt man dafür gern in Kauf. Ich mag das kleinteilige Holzpuzzle nicht mit einem Teppich verdecken – außerdem fürchte ich mich vor Bauchlandungen über die Teppichkante.

Woanders finde ich Teppiche durchaus passend, zuweilen sogar richtig schön. Es gibt derzeit scheinbar einen regelrechten Teppichboom. Da konkurriert reine Wolle mit Seide, werden shabbychique Teile, die aussehen, als hätten sie schon hundert Jahre auf dem Flor am Boden ausgebreitet. Jan Kath – ein spannender Teppichdesigner aus Deutschland hat wesentlich zum hippen Erscheinungsbild des in unglaublichen Motiven und Mustern daherkommenden Bodenbelags beigetragen. Da räkeln sich ganze Firmamente ebenerdig, Handwerker vieler Länder stecken ihre Fingerfertigkeit und Liebe hinein. Das äußert sich nicht nur im Erscheinungsbild sondern auch im Preis. Eine Wertanlage.

Man möchte sich mit dem Teppich aufschwingen und losfliegen – dorthin, wo die Knüpfer sitzen und zigtausende Knoten auf Quadratzentimeter zaubern. Eine Traumreise mit dem fliegenden Teppich. Die Welt von oben betrachten, ihre Schönheiten genießen, kurz innehalten im Lärm der Welt, darauf vertrauend: UND ALLES WIRD GUTh!

 

Drum dusche wer sich ewig bindet

Körperpflege ist in einer zivilisierten Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit, wenn man nicht vollkommen vereinsamen möchte.

Das sogenannte Tröpferlbad ist bis auf Einzelexemplare fast ausgestorben – so gut wie jede Wohnung verfügt heute über eine Nasszelle. War das Bad bei Familie Mundl noch Teil der Küche, ist es inzwischen aufgestiegen im Wohnolymp. Manchmal als Privat Spa mit gefühlt hundert Quadratmetern Fläche, wenn man Hochglanzillustrierte konsultiert. Oder Teil des Schlafzimmers mit offener Terrasse und so.  

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Wasser im Schlafzimmer haben will und auf der offenen Terrasse ein Vollbad nehmen würde – es schaut aber immer exorbitant grandios aus.

Wahrscheinlich scheiden sich da die Geister, was die Reinigung angeht – auch hinsichtlich Badewanne oder Dusche. Beides eine großartige Erfindung. Die Badewanne verspricht zuerst einmal absolute Entspannung mit Schaumbergen, Düften und dem erholsamen Schlaf bis das Wasser kalt ist....

Ein besonders schönes Exemplar davon hat Philipp Bruni für die Schweizer Betonspezialisten dade-design kreiert – freistehend – fast schwebend – Beton in seiner schönsten Form – zumal das Material die Wärme speichert- man schläft länger....

Die großen Badmarken von Agape über Grohe bis Kaldewei rittern um die schönsten Badebehältnisse – mit Massagedüsen, rund, eckig, oval – selbst aus Holz gibt es sie.

Ich höre aber schon die andere Fraktion laut aufstöhnen – „was das soll mit dem Wannenbad – duschen ist viel gesünder und außerdem- der Energieverbrauch, das Wasser.....“ Auch die hat recht – eine Körperreinigung unter der Dusche ist perfekt. Geh Dich brausen! (Was hierzulande ja eher eine ernst zu nehmende Mitteilung unter Nichtfreunden ist.)

Da steht man also unter der Regenwaldbrause, sanft plätschert das Wasser auf’s Hirn, es soll ja schon Duschen mit Licht und Musik geben – kurzum – Dein Bad schreit Dir zu „Let me entertain you!“ Die Wände sind mit Fliesen von Glas bis Keramik, von wutziklein bis Riesenformat beklebt, Luft- und Wassertemperatur sind ferngesteuert, der Spiegel beschlägt auf wundersame Weise nicht mehr, die Heizung ist im Fußboden verstaut – der Handtuchwärmer in Reichweite.

Steigt man also aus der Wanne oder der Dusche – vom Schmutz des Tages/der Nacht befreit, öffnet Cremetiegel, legt eine Maske auf und überlegt, welche Nagellackfarbe zum heutigen Tag passt.....klopft es laut an der Tür und es erschallt leicht ungehalten die Frage – wie lange das denn jetzt noch dauern würde. Dann lächelt man sich selbst im Spiegel zu, schlüpft in den Bademantel, öffnet schwungvoll die Tür mit den Worten – „Bin schon fertig!“ in der Gewissheit: UND ALLES WIRD GUTh.

 

Bettgeschichten

Diejenigen unter uns, die mit überbordender Phantasie ausgestattet sind, befinden sich gerade im Spätabendprogramm ihres Kopfkinos. Die anderen haben möglicherweise Ringe unter den Augen, weil sie nächtens kein Auge zugetan haben (starke Grippe mit Hustanfällen, hungrige Säuglinge, einfach durchgemacht/Arbeit, einfach durchgemacht/Party.) oder einfach schlaflos im falschen Bett.

Angenommen – es war ein perfekter Tag, alles lief bestens, man ist müde aber zufrieden oder gar glücklich ob beruflicher Erfolge, war am Abend noch im Kino/Theater/Oper/Restaurant und fällt frisch geduscht ins Bett.

Wie müsste selbiges beschaffen sein, damit man gut schläft und ohne Rückenweh, steifem Genick etc. aufwacht?

Es gibt Menschen, die finden einen Futon superbequem. Wahrscheinlich machen die auch täglichYoga oder sind unter 30. Der nächste ist der Typ, der generell immer und überall gut schläft. Manche schwören auf Wasserbetten. Ich hatte vor Jahren mal das Vergnügen in Hamburg mit Blick auf die Binnenalster – also insgesamt sehr stimmig. Mein Schlaf war sehr bewegt, das Glucksen irgendwann in den Traum integriert  und am Morgen erwartete ich statt Frühstück die Übergabe vom Kapitänspatent. Hängematten fallen aus der Bewertung, da sie eher der Siesta unter freiem Himmel dienlich sind.

Kommen wir zu den Bett-Matratzenkombinationen. Boxspringbetten – wie zum Beispiel die luxuriösen von Hästens sind ja sehr en vogue. Prinz und Prinzessin von und zu der Erbse springen mit Anlauf in die Federn und genießen deren Sprungkraft. Mir selbst ist ja ein Durchschnittsbett ganz recht – Hauptsache unauffällig und eine supere Matratze, die meinen tagsüber verrenkten Körper während des Schlafes wieder gerade biegt.

Ein Freund mit Körperüberlänge hat sich sein Bett individuell von der in Wien beheimateten Firma Guut anfertigen lassen. Stolze zweimetervierzig misst das Teil in der Länge. Die Höhe von 70cm wäre für mich nur mit Anlauf oder einem Stockerl zu bezwingen, ein Zweimetermann findet das gerade hoch genug.  Das Bett hat keine Schrauben, beinhaltet beste Naturmaterialien, diverse übereinandergelagerte Matratzen, von denen ich mir nur die aus Rosshaar gemerkt habe – weil ich wissen wollte, ob die nachts auch wiehern kann.... Der Freund ist kein Cowboy aber glücklich und ausgeschlafen, sobald er seine Hochstatt verlässt.

Menschen wie Mimi, die ohne Krimi nicht ins Bett gehen, schwören auf ein bequemes Kopfteil, damit sie eine passende Kopfstütze haben, Kissen auftürmen und es sich so lesebequem machen können.

Ich war vor einigen Jahren extrem begeistert von meinem Krankenhausbett – bei dem man mit einem Knopfdruck die Position von Kopf und Fußteil verstellen konnte. OK – das nur am Rande – weil schlafen konnte ich da in Wahrheit wenig - frisch am Knie operiert, war es eher ein Ruhen auf hohem Niveau.

Also – egal wie es aussieht und woraus es besteht - das Allerwichtigste im Bett ist nach wie vor der gute Schlaf mit einem bunten Traum, der uns glauben lässt UND ALLES WIRD GUTh!

Bohrinseln im Großstadtdschungel

Tage wie dieser – man war shoppen. Nein- diesmal keine Schuhe, nix zum Anziehen – nicht mal Kosmetik. Objekt der Begierde war eine Garderobe.

„Hang it all“. Mit lustigen bunten Kugeln. Von Charles und Ray Eames. Klassiker. Man weiß ja, was man seinen Mänteln und Jacken schuldig ist. Und schließlich soll auch der etwas schlamperte aber ansonsten sehr geliebte Mitbewohner wissen, dass es durchaus in Ordnung ist, die Oberbekleidung nicht über den nächsten Sessel zu drapieren, sondern aufzuhängen.

Frohgemut fährt man nach Hause und will alles gleich und sofort – eh schon wissen... Bittet man dann den männlichen Mitbewohner, das Ding doch bitte heute möglichst dauerhaft mit derWand zu verbinden, erntet man ein müdes Lächeln – der Krieger hat bereits den ganzen Tag im Job gekämpft – zudem plagt ihn ein Schnupfen – er ist praktisch am Boden mit der Energie und fertig mit der Welt – rien ne va plus.

Amfolgenden Wochenende hört man dann auf die Frage, ob es denn jetzt genehm wäre, die Garderobe.....ein JO EH. Diese zwei Worte bedeuten nichts anderes als „lass mich zufrieden, irgendwann mach ich das schon“ mit deutlicher Betonung auf irgendwann. Frau will es aber jetzt.

Ist der Holde aus dem Haus – greift sie zur Selbsthilfe und zur Bohrmaschine.

Die Behausung, in die man zog, ist nicht mehr begrenzt von altersschwachen Ziegelwänden, sondern weist massiven Beton auf. Zumindest die Wand, an die man alles hängen will, was sich Garderobe nennt.

Schnell zeichnet man sich mit Bleistift 4 Markierungen für die zu bohrenden Löcher und schon geht es los. Schön wäre es. Der Beton erweist sich als kratzbürstig und kräftezehrend. Vielleicht einen anderen Bohrer? Auch der Supersteinbohrer kommt nicht wirklich weiter- im Gegenteil, die Kräfte schwinden mit jeder Umdrehung und irgendwie ist man von der ursprünglichen Markierung ziemlich abgekommen. Na gut, erste Bohrung passt irgendwie. Die zweite schafft man fluchend in einer weiteren Viertelstunde.

Dann klingelt es. Vor der Tür steht der nette Nachbar. Ob er sich mal die Leiter ausborgen darf. Darf er – wenn er jetzt mal hilft. Mit großer Genugtuung beobachtet man, dass es auch ihm nicht ganz leicht fällt, während man lässig das Staubsaugerrohr mit links in Richtung Bohrstaub hält. Aber er schafft es – Dübel werden eingesetzt, die Garderobe an die Wand geschraubt. Dann verschwindet er mit der Leiter und dem Versprechen, das Geheimnis zu wahren.

Irgendwann kommt der Mitbewohner nach Hause und begutachtet staunend das Werk. Gelassen nimmt man die Bewunderung entgegen, lächelt in sich hinein – wohl wissend – UND ALLES WIRD GUTh.

 

Tischgesellschaften

November.  Mitten im Depressionsmonatgibt es zumindest Martini. Jaja, auch den gerührten und nicht geschüttelten – ich meine aber den Heiligen Martin und seine Gänse. Sofern man kochen kann und sich traut, lädt man Freunde zum Gansl ein. Zuvor fragt man sich – wie viele Freunde verspeisen wie viele Gänsebeine oder andersrum, wie groß ist der perfekte Tisch für kochende Gastgeber?

Ganz überzeugt Alleinlebende haben einen Tisch für sich allein. Vielleicht können noch ein Zweiter oder maximal 4 Personen darum sitzen. Gesellige Menschen haben meist einen Tisch zum Ausziehen oder aber Ideen, wie man viele Gäste platziert. Bewährt haben sich ausziehbare Tafeln oder stabile Gestelle mit mobilen Tischplatten, die im Nu Platz für 8-12 Personen schaffen.

Zwölf ist ja so eine Zahl, wenn es um die Tafelkultur an sich geht - die zwölf Apostel – das letzte Abendmahl, da Vinci, Mailand – eh schon wissen.  Also versammelt man 12 Freunde (und ich hoffe, es sind wirklich alles Freunde!!) um seinen Tisch – der nicht zwangsläufig eckig sein muß.

Ein guter Freund, hervorragender Koch und brillanter Gastgeber mit großem Unterhaltungswert hat die perfekte Lösung, eine speziell angefertigte große runde Platte auf einem stabilen Untergestell zum anlassbezogenen Auf- und Abbau. Da passen bis zu 12 Leute drumherum.

Das Supere an runden Tischen ist, alle sind gleich. Basisdemokratisches Essen. Jeder schaut jedem in die Augen. Beginn von wunderbaren Freundschaften.

Bei rechteckigen Tafeln muß man sich eine Sitzordnung überlegen – wer wo platziert werden soll - Paare am besten immer getrennt – damit die Unterhaltung spannend wird. Außer denen an den Kopfenden, die nahezu alles und jeden überblickenkönnen, sehen sich ansonsten nur die unmittelbar Nebeneinandersitzenden und die Gegenübers. Also etwas eingeschränkt für große Diskussionsrunden – je nach Temperament der Gäste. (Zum Diskutieren steht man später gern in der Küche herum oder draussen – sofern Raucher unter den Beteiligten sind). 

Man setzt sich. Hat man Glück, erwischt man einen Platz ohne störendes Tischbein.

Wenn der Sessel bequem ist, die Tischnachbarn nett sind, verschmerzt man auch ein Tischbein irgendwie. Der Tulip Table von Eero Saarinen wäre da gut – hat einen Mittelfuß- sehr elegantes Oval – vielleicht noch kombiniert mit seinen Tulip Chairs - für 8 Gäste perfekt.

Hach, das Essen kommt. Und jetzt wird es spannend: Wird auf dem Teller serviert, alles gut, kommen die Speisen auf großen Platten auf den Tisch, beginnt eine intensive Kommunikation– gibst Du mir mal bitte das Brot... kannst Du mir mal das Gemüse reichen – uuups, jetzt ist mir die Sauciere aus der Hand gerutscht.....

Vollkommen egal, was alles noch passiert – wichtig ist, dass man seine besten Freunde um den Tisch versammelt, um genussvoll gemeinsam Zeit zu verbringen, oft auf das Leben anstossend in der Überzeugung – UND ALLES  WIRD GUTh.

 

My fifty shades of grey

Jössas – wer denkt dabei wirklich an den Film – der ja mehr versprach, als er dann bot.  Ich hatte meine persönlichen fifty shades of grey und das kam so:

Ein Umzug in neue vier Wände ist ja immer eine Herausforderung. Was mache ich anders als im alten Zuhause – was will ich unbedingt beibehalten und was sagen die Trends? Fragen über Fragen. Ich bin ja ein Helligkeitsfanatiker – wenn die Behausung aber eh schon sehr licht ist und die Sonne großflächig ins Innere schaut, brauche ich keine weißen Wände.

Also beschloss ich – grau muß her. Eine schöne graue Wandfarbe für alle Zimmer. Neutralgrau am besten – nicht zu warm und nicht zu kalt. Damit lag ich voll im Trend – Farrow & Ball, Little Greene und überhaupt jeder Interior-Ratgeber setzte auf grau.

Was für ein genialer Plan. Also castete ich Pantonefächer: wer von Euch Pantonegrauschattierungen darf an meine Wände? Da gibt es ja mindestens – nein doppelt so viele Grautöne mit unglaublichen Namen. Und alle auf ca. 3,5x1,5 cm. Was wahnsinnig hilfreich für eine Puppenstube – aber nicht für Realitäten ist.

Sehr lustig. Also auf zu diversen Spezialisten, die Farben anbieten und individuell mischen. Die operieren wieder mit mehreren Farbsystemen, die sie wort- und gestenreich vor mir auffächerten. Ich wurde immer unsicherer. Steingrau, betongrau, mausgrau – nachts träumte ich von Loriot und die Zeit lief mir davon.

Ein zu Rate gezogener Freund mit Fachkenntnissen raufte sich nach mehreren Konsultationen schon die Haare und sagte laut durchs Telefon , dass ich ihn schon wahnsinnig mache mit meinem depperten Grau. Mein grau ist nicht deppert und ich war ja selbst schon ganz durcheinander. Kaufte einen Liter nach dem anderen mit in Frage kommenden Grautönen und pinselte quadratmetergroße Probeflächen an die Wände der neuen Behausung. Keiner dieser gefühlt zwanzig Töne war der Richtige. Ständig sah das anders aus – je nach Tageslicht.

Parallel bestellte ich schon mal die Küche mit – richtig – grauer Arbeitsplatte und Sockeln, einen grauen Marmoleumboden für Küche und Korridor....und betete, dass am Ende bitte alles zusammenpassen würde.  

Irgendwann fiel mir ein, dass irgendwo im hintersten Kellereck noch ein alter Farbkübel stehen müsste mit einem Rest grau, den ich mir vor Jahren für eine Wand ausgesucht hatte. Spontan – ohne lange nachzudenken. Den fand ich. Und am Deckel klebte ein Code. MEIN FARBCODE. Mit Adresse des Farbspezialisten.

Den liess ich mir wieder mischen. Passenden Lack gleich dazu für Türen und Zargen.

Und eine Woche später war der Boden gelegt, die Küche montiert, Wände und Türen gestrichen UND ALLES WAR GUTh. 

Dunkellichter

Ok, ich gebe es zu – tagsüber bin ich licht- und vor allem sonnensüchtig. Ich kann nie genug davon bekommen. Deshalb habe ich mich für große Fensterflächen und weite Aussicht entschieden. Am Tag bringt das zumindest etwas erhellende Momente, die sich positiv auf mein Gemüt niederschlagen.

Bis dann im Oktober alles grau wird. Und nebelig. Dunkelheit satt.

Abends, wenn es wirklich dunkel ist, mag ich es nicht so gern hell. Lieber wenige Lichtquellen. Für mich bitte niemals Energiesparlampen mit diesem grauslichweissem Licht!!! Absolute Stimmungskiller.

Gern Kerzen. Ab und an auch welche mit dezentem Duft. Und Glühlampen. Ich verehre Ingo Maurer. Der ist Lichtdesigner und liebt Glühlampen- macht sich stark für diese altmodischen gläsernen Gebilde mit den Glühfäden.

Ich habe sogar noch eine Kohlefadenlampe zu Hause – da verzögert sich beim Einschalten die Erleuchtung und der Strom lässt die Kohlefäden in herrlichen Spiralen erglühen. Das Ding ist seit über 12 Jahren bei mir in Betrieb und bezaubert mich immer wieder. Ich habe das Gefühl, den Strom sehen zu können. Die Lichtspezialisten belächeln mich jetzt wahrscheinlich. Nix LED, OLED oder neueste Technologien....

Du und Dein Dunkellicht“ sagt ein bester Freund, wenn er mich besucht und beim Eintreten den Dimmschalter gleich mal auf volle Leistung dreht. Das ist mir eindeutig zu hell.

Im Winter darf es gern etwas gedämpft zugehen, was das Licht angeht, warme Farben, Kuscheldecke, ein gutes Buch und eine Kanne Tee – ich kann so ganze Wochenende verbringen – ok, ab und zu darf es auch ein Rotwein sein.

Warum sind wir bei Licht so sensibel?

Es hat einen gewaltigen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Lichtspektren von kaltem weissen bis hin zu rotem Licht haben ihre Wirkung. Helles Licht ist anregend zum Denken und Arbeiten, gedämpftes Licht macht eine entspannte Stimmung – die auch anregend sein kann.....

 Jeder mag es anders in der dunklen Jahreszeit. Der eine schwört auf Solarien, der nächste auf Tageslichtlampen, auch Lichttherapien sollen von depressiven Gedanken befreien. Es soll auch Menschen geben, die Schokolade gern auf Rezept hätten.

Ich bin dafür, dass es vor allem schöne Lampen sein müssen, aus denen moderne und nicht so moderne Leuchtmittel ihr Licht verbreiten.

Aber das ist Stoff für eine eigene Betrachtung. Jetzt schalten wir uns ein stimmungsvolles Licht ein – UND ALLES WIRD GUTh.  

Eier, Spaghetti und Ameisen

Wer sich ein wenig auskennt, weiß, dass nicht schlechthin das Hühnerei oder gar das des Vogel Strauss Karriere in den Livingrooms dieser Welt gemacht hat, sondern das Ei von Arne Jacobsen.

Nein, nicht das – das andere. Der Sessel. Eine Ikone sozusagen. Rund, hoch, bequem. Immer aktuell. Zeitloser Klassiker. Die Form – perfekt wie in der Natur- ist hier Programm. Erfolgreich seit 55 Jahren.

Zum Thema Ei gäbe es noch einen, über den man reden sollte. Egon Eiermann. Haha wie lustig, werden Sie sagen... Egon Eiermann war ein Genie. Und seine Entwürfe sind grandios.

Sein legendärer Tisch Eiermann 1 und die SE 68 Sessel bevölkern nach wie vor nicht nur Architekturstudios, sondern sind perfekte Tafeln für Gastgeber und Sitzgelegenheiten für viele Gäste.

Haben diese Designer - die übrigens auch beide Architekten waren -  möbeltechnisch das Ei des Kolumbus erfunden? Mein Lieblingsdesigner sagt immer, dass es noch Platz für wirklich gutes Design gibt – neben vielDurchschnitt. Jährlich pilgern Tausende – ach was- Zehntausende auf der Suche nach neuen Möbeldesigns zum Salone del Mobile nach Mailand.

Und zur Maison de Objet nach Paris.

Und zur IMM nach Köln.

Und schauen sich Möbel an – auf der Suche nach der persönlichen Wohnikone. Und jährlich gibt es neue Sessel, Tische, Fauteuils, die gern Klassiker werden wollen.

Wie die von Eiermann und Jacobsen.

Namen haben die Sachen von heute auch – die klingen nur weltmännischer und wecken andere Assoziationen. Da schaut man sich Mood und  Octet an, testet die Bequemlichkeit von Diatom, lässt sich auf love me tender nieder und räumt gedanklich seine vier Wände um......bis man Hunger bekommt, was allerspätestens beim Spaghetti Chair passiert – dessen limited Edition Alfredo Häberli gerade für ALIAS gestaltet hat. Sozusagen ein neuer Klassiker eines Klassikers.

Der Name wird Programm -  andiamo mangiare.

Also schlägt man den Weg zur Nahrungsaufnahme ein. In Mailand ist das ziemlich köstlich (Italiener eben – können Design UND Kochen) undsehr schick gestaltet. Zum Essen sitzt man dann auf Ameisen.

Von Arne, nicht von Egon.

Ist der ärgste Hunger gestillt, kann man weiter Klassiker von morgen schauen in der sicheren Überzeugung – UND ALLES WIRD GUTh.

 

 

MARSALA

„Wir brauchen einen neuen Look in der Wohnung“ sagt sie zu ihm.

„Oh Gott – nicht schon wieder“ denkt er sich.

Die ewigen Probleme beim Zusammenleben.....Sie weiß genau, was gerade Trend ist – er meint, es sei doch eh alles super daheim.

Warum gehen beim Einrichten oft die Meinungen auseinander? Sind wir zu unflexibel? Warum jagen die einen Trends hinterher und die anderen hängen am guten alten FauteuIl vom Opa?

Nehmen wir nur mal die jährlichen Farbtrends. Das ist beim Einrichten schon fast wie in der Mode. Dieses Jahr ist alles marsala.  Sagt Pantone.  Die müssen es schließlich wissen. Sind ja Farbspezialisten.Marsala – war das nicht mal eine Eissorte? So mit weingetränkten Rosinen? Ach nein – das war Malaga. Marsala ist der berühmte sizilianische Süßwein.... Wieso ist Marsala plötzlich eine Farbe? Ich soll auf Marsala sitzen? Marsala ist ja auch eine Stadt auf Sizilien.

Das allwissende WWW beschreibt die Farbe als erdiges Weinrot. Aha – jetzt weiß man auch ungefähr, wie die Farbe ausschauen könnte- schließlich trinkt nicht jeder täglich Marsala...

Neulich erst war doch alles türkis – und davor blau und davor lila.  Nein - beerenfarben. Im Herbst war das.  Vor 4 Jahren. Beerentöne sehen irgendwie auch marsala aus.

Sie schnurrt vermittelnd „Vielleicht tut es ja auch eine Duftlampe in marsala. Und wir gehen zum Italiener – irgendwo hier in der City. Und trinken Marsala. Nach dem Essen. Und dann bummeln wir durch die Stadt. Und schauen Sofas. In den Schaufenstern. Und träumen vom Urlaub in Marsala. Da ist es warm. Auch im Herbst – wenn wir dicke Jacken in Beerentöne tragen“.

Er raunt verschwörerisch zurück...

„Vielleicht kaufen wir uns dann noch eine Kuscheldecke für’s Sofa. Von mir aus auch in marsala. Dann ist wieder Frieden daheim.“ Und alles wird guth.