Lebst Du noch oder kochst Du schon?

Die besten Parties finden hier statt, das täglich Brot gibt sie uns heute und Butter obendrauf. Die Küche. Mekka der Nachtwandler, Gral der Hobbyköche, von denen es ja eine Menge gibt und Mittelpunkt jeder WG.

Wie sieht sie aus – die perfekte Küche? Profis meinen, vor allem kurze Wege sind wichtig – Utensilien sollten griffbereit,  Eiskasten und Herd in rückenschonender Höhe angebracht sein. Find ich auch. Es darf durchaus ein Dunstabzug schlechte Gerüche absaugen und einige wenige Geräte das Leben des Kochs erleichtern. Bei Oma spülte man noch von Hand – ich habe das bis vor 10 Jahren auch gemacht, hat keine bleibenden Schäden hinterlassen. Heute lässt man von Miele oder Bosch, AEG oder Wemauchimmer spülen. Hauptsache sauber.

Vor der Reinigung kommt aber das Kochen. Das Beste überhaupt, was man in der Küche machen kann, wie ich finde. Vor allem für gute Freunde, die etwas Anständiges auf dem Teller und im Glas zu schätzen wissen.

Es braucht dazu freie Flächen zum Arbeiten und eine richtig gute Kochstelle. Ich habe jahrzehntelang mit Gas gekocht. Ein Traum! Jetzt gibt es einen E-Herd mit Glaskeramikdingens. Auch ok – an Gas kommt es aber nicht heran. Die Freaks unter den (männlichen!) Köchen haben einen Herd, der gut und gern einen mittleren Kleinwagen kostet – mit Elektroantrieb und Gas. Selbstredend ergänzt das Wunderwerk ein Teppanyakigrill, der im Ernstfall für die Steaks infrage kommt. Selbst Dampfgarer sind fast normal – gesmokt wird inzwischen allerorten und Warmhalteschubladen gibt es, die man sogar zum Vorwärmen der Teller nutzen kann – das ist schon fast zu viel des Guten.

Wobei die Ausstattung nicht unbedingt großen Einfluß auf die Qualität des Essens hat – wie die 3 Herren von Ochs im Glas zu dienstäglichnächtlicher Stunde im TV beweisen, die einen ganzen Ochsen mit Minimalausstattung im Freien verkochten, augenscheinlich großes Geschick bewiesen und viel Spaß dabei hatten.

Schön sind sie schon, die Designküchen vor allem auf Fotos - da stehen sie unbenutzt in der Gegend herum und sehen sehr edel aus. Boffi produziert wirklich beeindruckende Exemplare aus Holz, Stein, Beton, Stahl und Corean..... Wobei – die italienische Mamma kocht ja auch für große Familien. Hierzulandefürchte ich, gibt es viele Schauküchen-da darf kein Sugo explodieren oder sich die Rote Rübensuppe über das Ambiente ergiessen – das wäre fatal. Die sind zum Betrachten und Bewundern da – wie ihre Bewohner.  

Und kochen macht ja erst richtig Spaß, wenn man große Töpfe mit besten Zutaten füllen kann – wenn eine ganze Lammkeule niedriggart im Backrohr während eine Etage darüber Vorspeisen und Beilagen vorbereitet werden. Kochen ist für mich einerseits reine Entspannung und ein intimer, sehr kreativer Prozess. Deshalb hängen in meiner Küche Bilder an den Wänden, echte – versteht sich. Auch der Blick aus dem Fenster tut gut- spätestens wenn man frische Luft braucht. Ich kann mich immer wieder freuen über Schubladen, die sich wie von Zauberhand schließen – leise und ohne zu murren und über simple Helferlein, die zu Diensten sind. Gesellschaft ertrage ich nur ungern beim Kochen.  

Herrlich - wenn die Töpfe klappern, es brodelt und vor sich hin simmert, man sich wie nebenbei in den Finger schneidet oder selbigen verbrennt und die Welt trotzdem nicht untergeht – das ist irgendwie Leben.

Also - ich will in meiner Küche richtig kochen, vor allem mit hervorragenden Zutaten, damit es wunderbar duftet, wenn die Freunde kommen und man als Gastgeberin weiß: UND ALLES WIRD GUTH!