Bücherstapel und Leseräume

Heiligabend. Bescherung. Na – wie duftet es – das Papier des neuen Buches?

Ah – Sie lesen elektronisch...soso. Für den Urlaub oder die U-Bahn finde ich das eine wunderbare Erfindung – für Lesestunden zu Hause bevorzuge ich das plastische Exemplar aus Papier.

Am besten Hardcover mit Leineneinband und Lesebändchen. Hach, was ist das für ein Vergnügen, Seiten umzublättern, das Papier zwischen den Fingern zu spüren – Buchgestaltung, Satzspiegel und Illustrationen zu genießen. Ein wahrlich haptisches Erlebnis neben dem Lesegenuss.

Hat man das Werk verschlungen – mit den Augen und dem feinen Geist - gesellt es sich zu Seinesgleichen in die häusliche Bibliothek. Ich erschrecke immer, wenn ich in Wohnungen komme, in denen keine Bücher zu sehen sind. Schreckliche Vorstellung so ganz ohne Geschichten, Romane, Krimis, Gedichte und bibliophiles Fachwissen leben zu müssen – nie spontan in einem Rilke-Band blättern zu können, um die letzte Triest-Reise in Erinnerung zu rufen – oder zum hundertsten Mal im Briefwechsel Strauss - Hoffmannsthal nachzulesen, was sich diese beiden Genies zu sagen hatten ; nochmal Tränen zu lachen bei Rainer Nikowitz’ Nachtmahl, Agatha Christies Hercule Poirot oder Miss Marple beim Lösen ihrer Kriminalfälle über die Schulter zu schauen.....

Bücher begleiten mich durch mein gesamtes Leben- manche haben tatsächlich 20 Umzüge erlebt ohne ausgemustert zu werden und einigen Möbelkistenschleppern fast einen Bandscheibenvorfall beschert. Ich will sie sehen – diese stummen Begleiter – täglich. Deshalb stehen sie bei mir ungefähr nach Genre geordnet in Regalen. Billy. Simpel. Praktisch. Zurückhaltend. Funktional. Die noch Ungelesenen stapeln sich auf einem kleinen Tisch. Halb gelesene ebenda und neben dem Bett.

Lustig finde ich ja die Bezeichnung Coffeetablebook. Anfangs habe ich nicht begriffen, was das bedeuten soll- ich glaubte, das seien Backbücher. Aber nein, das ist Dekoration im Großformat - damit der Besucher gleich beim Eintreten sieht, dass die Bewohner auf der Höhe der Zeit sind, was Reisen, Design, Mode und so angeht.

Nichts gegen Bildbände – es gibt grandiose Fotobildbände, Reisebücher etc. – die finde ich super! Aber Coffeetablebooks ist schon böse Scheinwelt – die liegen bloss in der Gegend rum. Werden ausgemustert, sobald sich der Geschmack geändert hat, was ja schnell mal der Fall ist.

Ganz anders dagegen sind Bücher in Bibliotheken. Das sind magische Orte – schon allein die Einrichtung sagt viel über ihre Nutzer aus. Stiftsbibliotheken wie die in Admont oder Melk – um im Lande zu bleiben – sind beeindruckend- auch die Nationalbibliothek ist nicht von schlechten Eltern. Kunstvoll geschreinerte Holzkonstruktionen beherbergen tausende Bücher, quadratmetergroße Gemälde am Plafond und in Öl auf Leinen illustrieren Leidenschaft für Gedrucktes huldigen Erfindern und Gelehrten. Hier lärmt niemand sinnlos herum. Es gibt sogar eigens für Bibliotheken entworfene Möbel- die berühmte Bankier-Lampe mit dem grünen Schirm oder der Wiener Leiterstuhl sind bis heute in Verwendung, bzw. werden vielfach kopiert. Man huldigt dem Stoff, der süchtig macht - dem Buch.

Ich nehme mir jetzt auch eines zur Hand und tauche ab in eine andere Welt – denn am Ende fast jeder Geschichte wissen wir: UND ALLES WIRD GUTh.