Wir skizzieren nicht - sagen alja & friends. Auch nicht für Kunden.

Es wird Zeit, wieder einen Spaziergang zum Wiener Handwerk zu machen – dieses Mal suche ich mir im Stadtplan von Wien Products ein Damentrio aus, das ich in ihrer Werkstatt im Kärntner Durchgang nahe dem Stephansdom besuche. alja & friends – Alja Neuner, Angelina Kafka und Elisabeth Habig kennen sich schon lange – Kafka und Habig sind bei Neuner in die Lehre gegangen und haben sich vor knapp zwei Jahren als Partnerinnen zusammengetan.

Warum?

Weil beide großartige Schmuckgestalterinnen sind und die Chemie stimmt -  erklärt mir Alja Neuner.

Unterhält man sich mit den drei Goldschmiedinnen in ihrem hellen Atelier über dem Geschäft im Kärntner Durchgang wird rasch klar, dass jede ihren eigenen Weg geht, was Gestaltung betrifft – drei Charaktere mit hohem Anspruch an Design und Handwerk.

Irgendwie waren auch Zufälle im Spiel, dass Angelina Kafka hier eine Goldschmiedelehre machte und danach doch nicht nach Deutschland ging um ihren Meister zu machen, als Elisabeth Habig nach dem Modekolleg in der Herbststraße als ihr geplanter Ersatz hier ihre Gesellenzeit begann.

Der Schmuck, der ausgestellt ist, unterscheidet sich von konventionellem Juwelierarbeiten, denen man sonst im Stadtbild begegnet. Ihre Inspirationen finden sie unter anderem in der Natur – sammeln Ideen und lieben ausgefallene Materialien. Wo man diese denn findet will ich wissen.

Das ist ganz unterschiedlich, meint Angelina Kafka und Elisabeth Habig ergänzt, dass sie eine Sammlerin ist, die nicht nur im Urlaub alles Mögliche an Stränden in der Natur findet und in kleinen Schachteln sammelt.

Alja Neuner hingegen hat jahrelang Materialien recherchiert – sie konzentriert sich derzeit auf Porzellan – hat kürzlich zusätzlich die Angewandte abgeschlossen und ist vorrangig auf Kunst fokussiert. Eine Menge spannender Exponate im Atelier zeugt davon.

Vor mir liegen vier außergewöhnliche Schmuckstücke – sehr verschieden und doch irgendwie homogen – organische Formen, Natur und Handwerk in Perfektion. Jede hat ihre eigene Handschrift jedes Stück ist ein absolutes Unikat.

Wer trägt solchen Schmuck?

Vor allem selbstbewusste Frauen, denn Schmuck von alja & friends ist ein Statement und nicht massentauglich - mit einer Brosche, Kette oder Ring fällt man auf – werde ich aufgeklärt. Ja, man habe natürlich auch Verlobungs- und Hochzeitsringe. Da seien allerdings die Männer meist mutiger, bei denen spielen Handwerk und Unikatcharakter eine größere Rolle bei der Wahl – die Frauen folgen eher dem Modediktat aus den Medien...

Die drei Frauen sind wählerisch, was Schmucksteine betrifft – es wird nicht in der Masse sondern mit Klasse eingekauft – jeder Stein sorgfältig begutachtet und ausgesucht. Die Steine werden nicht unbedingt konventionell gefasst, sondern beispielsweise im Ossia Sepia Guss – einer sehr alten Technik -  eingegossen. Oberflächen sind nicht zwangsläufig glatt poliert – hier spielt man im wahrsten Sinne mit dem Feuer und kühlt kontrolliert ab um bestimmte Effekte zu erreichen. Moderne Technik und altes Handwerk schließen einander nicht aus, im 3D Druckverfahren entsteht Schmuck, der sich ebenfalls perfekt in die Kollektion einfügt.

Kundenwünsche werden gern erfüllt – aber wir skizzieren nichts – meint Alja Neuner. Als sie mein fragendes Gesicht sieht, lacht sie – die meisten Kunden lassen sich überraschen und vertrauen uns. Man einigt sich auf eine bestimmte Richtung, Material und Größe und dann arbeiten wir. Ein Zeichen von Vertrauen in die Handwerkerinnen.

Gibt es bei drei charakterstarken Frauen auch mal unterschiedliche Meinungen? Klar – lachen alle, jede hat ihre Sicht auf die Dinge... Manches scheint nicht umsetzbar, fast werden Wetten abgeschlossen, dass es nicht funktionieren wird. Und dann beweist man es sich und den anderen – wie Angelina Kafkas außergewöhnlicher Ring mit zwei ausladenden Bergkristallen, der nach dem Probetragen als alltagstauglich gefeiert wurde.

Ich schaue den Frauen an ihren Arbeitsplätzen über die Schulter und lasse mir die Werkzeuge und Maschinen erklären, mit denen Draht in die gewünschte Stärke gezogen oder Metall nach Nudelmaschinenprinzip immer dünner gewalzt wird und wie Kugeln mit einer alten Schablone geformt werden...

Es geht leise und entspannt zu im Schmuckatelier, man hört die Säge von Angelina Kafka, die an einem Ring arbeitet, daneben sitzt Elisabeth Habig und erhitzt Silberteile für eine Kette und Alja Neuner nimmt letzte Änderungen an ihren neuen Gußmodellen vor.

Alltag in einem Wiener Schmuckatelier. Ich steige die Stiege hinab ins Geschäft und schaue mich um – die Auswahl ist groß und wirklich außergewöhnlich. Man sollte hier vorbeischauen, es gibt mehrmals im Jahr Vernissagen und Ausstellungen.  Der Schmuck von alja & friends ist jedenfalls einen Spaziergang wert.

Dieser Blogbeitrag entstand im Auftrag der WIEN PRODUCTS. www.wienproducts.at