Goldene Zeiten und heilige Hallen - beim k.k. Hofvergolder Bühlmayer

Ist man auf der Suche nach handwerklicher Qualität in Wien, empfiehlt der WIEN PRODUCTS Stadtplan beim Thema Vergolden die Firma Bühlmayer mit der Adresse Michaelerplatz 6.

Mich interessiert, was ein Vergolder alles kann und so treffe die Chefin Elisabeth Haider im Geschäft, das sich im Durchgang vom Michaelerplatz zur Habsburgergasse befindet.

Golden leuchten mir hunderte Bilderrahmen entgegen, die sauber aufgereiht an den Wänden unter der Gewölbedecke hängen. Ein Paar aus Japan sucht gerade Rahmen aus und bestaunt die feine Verarbeitung, die vom Sohn Haider geduldig und ausführlich erklärt wird.

Ich schaue mich um – es ist ein Eldorado und König Midas wäre außer sich vor Begeisterung, könnte er das alles sehen.

Man blickt auf fast 200 Jahre Vergolderei zurück – die 1820 mit C.Bühlmayer, der anfangs ausschließlich für das Kaiserhaus arbeitete, begann und im Laufe der Jahrzehnte turbulente Zeiten durchlebte. Bühlmayer war im 19. Jahrhundert bereits hoch geachtet und beschäftigte zeitweise bis zu 70 Schnitzer und Vergolder in seinen Werkstätten, da inzwischen auch beim Wiener Bürgertum das Interesse an guten Bilderrahmen groß war.

Bis heute fertigt man alle Stilrichtungen von Bilderrahmen und vergoldet auf Kundenwunsch auch Möbel, Lusterarme  und ganze Wände. Family Business im besten Sinne – die Kinder von Elisabeth Haider und deren Partner sind fix eingebunden; jeder hat seinen speziellen Fokus im Geschäft.

Weil ich neugierig auf die Werkstätten bin, verlassen wir das Ladengeschäft und gehen ein paar Schritte in die Habsburgergasse, wo sich hinter den Mauern des Salvatorklosters die „heiligen Hallen“ der Schreinerei und Vergolderei befinden.

In der Schreinerei werden nach wie vor Bilderrahmen verschiedenster Stile maßgefertigt. Ein Rahmen soll das Gemälde aufwerten und entsprechend zum Stil passen.... Man kennt sich aus in der Kunstgeschichte und kann den Kunden fachlich beste Beratung für den richtigen Rahmen garantieren, der hier gebaut wird.

Nebenan treffe ich auf die Schwiegertochter von Elisabeth Haider, die als gelernte Vergolderin ihr Handwerk auf hohem Niveau ausführt. Es sind viele Arbeitsschritte, bis ein Rahmen golden glänzt. Da wäre zunächst die Auswahl des Goldes – hier gibt es verschiedene Blattgoldfarben, die von Weißgold bis zu Rotgold reichen und ihre Wirkung entsprechend entfalten.

Bevor das Blattgold auf den Rahmen kommt, ist viel Arbeit notwendig, es wird Poliment aufgetragen – eine Masse, die dem Gold perfekten Halt bietet und für die es bei Bühlmayer eigene Familienrezepte gibt. Auch die Farbe spielt eine große Rolle, erfahre ich – je nach Poliment strahlt das Gold in verschieden warmen Tönen. Danach wird von Hand geschliffen, bis die Oberfläche vollkommen ebenmäßig ist – Grundvoraussetzung für einen gleichmäßigen Schimmer. Sobald Licht auf Unebenheiten fällt, wird jeder Fehler sofort sichtbar. Auf dem Arbeitstisch stapeln sich kleine Abschnitte von Schleifpapier – an diesem heißen Sommertag ist es zwar angenehm kühl hier, „man kommt beim Schleifen aber leicht ins Schwitzen“ lacht die junge Frau...

Sie zeigt mir eine prächtige barocke Leiste mit rotem Poliment, die bereits mit Blattgold belegt wurde. Ich frage mich, wie dieses hauchdünne Blattgold auf die ausladenden Holzornamente kommt. „Das machen wir mit einem Anschiesserpinsel aus Fehhaar – werde ich aufgeklärt – mit der Zeit bekommt man Übung darin und kann die passend geschnittenen Goldblätter leicht auftragen.

Das mit dem Ventilator bei Hitze kann man vergessen – kein Lüftchen sollte sich regen, wenn das superdünn geschlagene Gold aufgelegt wird. Überlappende Teile werden mit einem weichen Pinsel entfernt und dann geht es ans Polieren.

Aha – und wie geht das?

Mit einem Achatsetein.

Als sie meinen fragenden Gesichtsausdruck bemerkt, zeigt sie mir den Achatpolierstein, der fast aussieht wie ein Pinsel und ganz glatt geschliffen ist.

Um mir das zu demonstrieren, beginnt sie die Goldflächen auf dem Rahmen zu bearbeiten und nach und nach stellt sich der Glanz ein.

Unglaublich - man braucht also nicht nur viel Wissen um Material, großes handwerkliches Geschick und Gold, sondern auch edle Steine zum Vergolden. Ich bin beeindruckt.

Offensichtlich sind das auch die Kunden von C.Bühlmayer. Elisabeth Haider erzählt mir, dass Stammkunden seit Jahrzehnten zu ihnen kommen, um für ihre wertvollen Kunstwerke die passenden Rahmen anfertigen zu lassen. Auch Galerien und Museen vertrauen auf die Erfahrung und die Fähigkeiten der Firma.

Früher hat man ganze Einrichtungen hergestellt – heute beschränkt man sich eher auf Rahmen und Spiegel, Luster und kleinere Einrichtungsgegenstände. Doch wenn wieder einmal ein umfangreicher Großauftrag kommt, ist man selbstverständlich gewappnet. Der Familienbetrieb ist gerüstet für die Zukunft, die nächsten Generationen werden ihn weiterführen und das traditionelle Handwerk bewahren. So weiß man auch in Zukunft – Qualität ist jedenfalls einen Spaziergang zum Michaelerplatz 6 wert!

Dieser Blogbeitrag entstand im Auftrag der WIEN PRODUCTS. www.wienproducts.at