Lustwanderungen

 

Same same but different. Mitte April beginnt der Salone del Mobile in Milano.

Es ist Frühling – primavera klingt natürlich viel schöner, da ist la dolce vita gleich mit eingebaut. Man begibt sich in die Hauptstadt des Designs. Eine Woche lang sind hunderttausende Menschen unterwegs und schauen neue Möbel an. Ein Salon reicht da nicht – nein- in Mailand werden 20 Messehallen aufgefahren, von denen jede mindestens Fußballfeldgröße hat.

Und die gesamte Stadt feiert Designweek. Überall zeigt man stolz und vor allem mit Stil, wie man sich einrichten könnte. Ich genieße diese Woche seit Jahren. Als Austeller hat man eher nicht den Joker in der Hand, man steht halt 7 Tage neben seinen Objekten, erklärt geduldig und beantwortet auch die abstrusesten Fragen in allen möglichen Sprachen. Dabei lernt man eine Menge über Kunden und bekommt direktes Feedback zu den ausgestellten Produkten – was viel wert ist.  Ist man jedoch unterwegs als Besucher, hat man das große Los gezogen. Ich habe beide Rollen ausprobiert – letztere bereitet das größere Vergnügen.

Natürlich bekäme man auch daheim ziemlich leicht viele Informationen gedruckt und aus dem weltweiten Netz- es gibt genug Menschen, die damit ihr Geld verdienen, uns die neuesten Trends schmackhaft zu machen und in Mailand fahren natürlich die Marketingabteilungen zu ungeahnter Größe auf- da wird nichts ausgelassen, um Menschen zu beeindrucken. Wer jemals die Messestände der großen italienischen Möbelmarken gesehen hat, weiß was ich meine. Ich mache mir schon im Vorfeld einen ungefähren Plan was ich anschauen möchte und wechsle Tage auf der Messe mit jenen, die ich in der Stadt verbringe. Hahaha – nein Schuhe kaufe ich ganz sicher nicht – Shopping steht eher nicht am Plan.

Ich genieße es, Dinge zu entdecken. Neben der Messe gibt es den sogenannten Fuorisalone – also das Drumherum – da wären zum Beispiel die in Mailand beheimateten Showrooms, entdeckt man Design in ungewohnter Umgebung, werden Lokalitäten geöffnet, die sonst nicht zugänglich sind, haben sich ganze Distrikte der Stadt dem Design verschrieben – von superedel bis trashig – alles da- hereinspaziert.... Herrlich. Man lustwandelt sozusagen in einem Kosmos voller schöner Dinge, trifft Menschen, die ihr Leben dem Gestalten widmen, tauscht sich aus, trifft sich auf Aperitivo und Caffè, diskutiert angeregt über Gesehenes und was man unbedingt noch sehen muß.

Ich genieße den Luxus einer ganzen Woche des Designs und tauche ein in die Möbelwelt – nehme mir bewußt Zeit und träume bisweilen vor mich hin beim Betrachten schöner Einrichtungen. In dieser Woche wird mir immer wieder bewußt, wie viel Passion in Möbeln stecken kann, wie viel handwerkliches Geschick und Erfahrung es braucht, um ganz bestimmte Ergebnisse zu erzielen und wie viel Idealismus vonnöten ist, damit Designer immer wieder neue Produkte entwickeln, auf denen wir zum Beispiel sitzen oder in der Gegend herumlümmeln können. Mittendrin sieht man bekannte Gesichter und Designs – die Österreicher sind in Mailand gut vertreten – heuer in der Villa Necci Campiglio- die schon ohneSalone sehr sehenswert ist. Auch dort feiern wir gelungene Entwürfe und diskutieren über Sinn und Design. Wenn dann in großer Runde die Gläser klingen, Sprizz und Sbagliato die Stimmung erheitern, weiß man – UND ALLES WIRD GUTh!