Dolcefarniente

Nachdem die Eisheiligen nun endlich von dannen gezogen sind und es sich anfühlt, als würde demnächst Sommer werden, bevor sich die Tage ab Ende Juni wieder verkürzen - beginnt auch die Stöhnerei über eventuell auftretende unerträgliche Hitze und dass man sich plagt mit dem Business und überhaupt. Wir leben leider wettertechnisch gesehen in einer Klimazone, die nicht soooooo übermäßig mit Wärme gesegnet ist und es außerdem als üblich gilt durchzuarbeiten because of schneller, höher weiter – eh schon wissen. Ich selbst bin jemand, der Pünktlichkeit schätzt und zumindest innerlich auszuckt, wenn Dinge ewig nicht fertig werden oder sich Menschen nicht festlegen und immer so um alles herumlavieren, was Termine angeht. Andererseits pocht in mir auch irgendwie ein Herz, das ständig nach Süden und dem Meer schreit, das gern leben würde imLand, wo die Zitronen blühn’. Ach wäre das herrlich. Magari. Man soll ja Träume haben im Leben.

Wenn die Mittaghitze flirrt über den Olivenbäumen, die Macchia ihren Duft verströmt, die Vögel schweigen...ist Zeit für eine Pause - besonders nach einem Mahl draussen im Schatten eines Baumes. Man zieht sich für ein Stündchen zurück und tankt Kraft für den zweiten Teil des Tages. Vielleicht in einer Hängematte, die sanft schaukelt im Schatten der Bäume. Ein Königreich für ein Daybed, Kanapée, eine Ottomane oder Récamière.

Egal wie sie heißen – sie alle sind gemacht für entspannendes Rasten untertags – man ruht halbliegend oder ganz ausgestreckt, schließt die Augen und tagträumt. Im Innern der Behausung bewegt vielleicht ein Deckenventilator die Luft und sorgt für angenehme Kühle; durch Holzjalousien blinzelt die Sonne und malt herrliche Muster an Wände und Decke... Allein die Vorstellung ist großartig. Da ich genau weiß, wie mein Traumhaus aussehen würde – ein altes Kloster oder so – nix Fertigteilchalet - spinne ich manchmal die Einrichtung zusammen. Und ganz sicher gäbe es Ruhestätten für den Tag.

Was dem Alpenländer sein Bankerl unter’m Herrgottswinkel ist dem Südländer seine Ruhestatt. Schauen wir uns mal um, was es da so gibt. Die berühmte Liege PK 80 von Poul Kjaerholm ist großartig – perfekt für Urbanisten im Großstadtdschungel. Die Hängematte ist - wie schon erwähnt  - für schattige Außenposten wunderbar; wahrscheinlich fühlt sich auch der Skipper wohl, wenn es schaukelt. Und sonst so? Es gibt wunderbare Vintagestücke und Klassiker – nehmen wir mal Eileen Grey’s Daybed – ein all-time Favourite.

Das Wort Ottomane kommt angeblich aus dem Türkischen- offenbar hatte man auch dort eine Vorliebe für Mittagsruhemöbel. Heute machen sich alle möglichen Hersteller Gedanken um unsere heilige Ruhe – meist bezieht sich das allerdings nur auf Ferien oder die Wochenenden – dafür darf man auf diesen Stücken dann drinnen oder auch draussen ruhen. Minotti hat da einiges im Angebot – Herr Starck hat etwas für Dedon gestaltet und Moroso offeriert ebenfalls bequeme Liegen.

Im Grunde genommen scheitert die geruhsame Mittagspause hierzulande an der Gepflogenheit, innerhalb maximal einer Stunde in ein hippes Lokal zu rennen, sich schnell ein Menü zu bestellen – selbiges herunterzuschlingen und kaum ist der Espresso getrunken- wieder zurück an den Schreibtisch zu spurten.

Weiter südlich hingegen erstrecken sich Mittagspausen über mehrere Stunden, man geht nach Hause, lässt sich ein wunderbar frisches Essenvon Mamma schmecken und macht dann einen pisolino. Klingt doch super und ist erholsam. Ich bin dafür, ab und zu ein wenig kosmopolitisch zu leben, sagen wir mal im Sommer. Ich lege mich auf eine schattige Liegestatt, schließe die Augen, buchstabiere genüsslich d o l c e f a r n i e n t e und bin sicher: UND ALLES WIRD GUTh!