Silberne Fatcars und fragile Ballerinen – zu Besuch in der Wiener Silber Manufactur

Vierblättrige Kleeblätter gelten als Glücksbringer. Oder sie sind Markenzeichen – wie die Punze der Wiener Silber Manufactur. Ich nehme den schwarz/weißen WIEN PRODUCTS Stadtplan zur Hand und besuche die Silberboutique in der Spiegelgasse. Dort frage ich die netten Damen nach der Manufaktur und vereinbare einen Termin. Einige Tage später mache mich auf den Weg nach Weigelsdorf – wo in einer hohen und lichten Industriehalle die Werkstatt seit ein paar Jahren ihr Domizil hat.

Die Art Direktorin Dr. Barbara Kamler-Wild begrüßt mich und führt mich durch die einzelnen Abteilungen. Wir gehen an langen Regalen mit sauber aufgereihten Formen vorbei. Jede einzelne ist beschriftet. Ob man sich da zurechtfindet möchte ich wissen. „Aber sicher“, lacht meine Begleiterin – „wir kennen unsere Schätze genau – jedes Stück hat eine bestimmte Nummer und ist einer Serie zugeordnet“.

Bestecke von klassisch bis modern und Hohlwaren sind im Portfolio der Manufaktur. Unserer Handarbeit kommt eine sehr große Bedeutung zu. „Wir sind eine echte Silberschmiede“ erklärt mir Dr. Barbara Kamler-Wild – bei uns wird nicht gegossen oder gepresst – hier sind Handarbeit und vor allem das Wissen um das Material gefragt. Wir sind froh, auch Nachwuchs im Team zu haben erzählt sie mir, als wir uns einer jungen Frau nähern, die geduldig die Zinken einer Gabel mit Schleifpapier bearbeitet. Bis dahin ist es bereits ein langer Weg, den das Silber – man verwendet 940er Silber, da es weniger schnell anläuft – hinter sich hat. Davor wurde es mit Hilfe einer sehr alten und speziell gebauten Walze in eine flache, später in die entsprechend gebogene Form gebracht. Man muss genau schauen, dass das Material an den entsprechenden Stellen die richtige Stärke hat, damit es am Ende funktioniert und ausgewogen in der Hand liegt. So eine Gabel hat ein ganz ordentliches Gewicht bemerke ich, als ich einen Rohling in der Hand halte. Die Gesellin erklärt mir, welche Schritte sie ausführt, bis dieser Arbeitsschritt abgeschlossen ist und die Gabel weiter zum nächsten Kollegen wandert. Man arbeitet förmlich Hand in Hand – jeder muss sich auf das Qualitätsbewusstsein und die Zuverlässigkeit des anderen verlassen können.

Sie liebt ihr Handwerk erzählt sie, man könne sehen, was man täglich geschafft hat und stolz auf die Arbeit und deren Ergebnisse sein. Gute Einstellung – ich finde es toll, dass junge Frauen sich beruflich dem Handwerk zuwenden und sich für alte Techniken interessieren.

Ich bekomme einen Musterlöffel in die Hand gedrückt. Eine Ikone der Wiener Werkstätte – Josef Hoffmann hat ihn als Teil eines Bestecksatzes gestaltet. Der runde Kaffeelöffel liegt perfekt in der Hand – der Designer hat an alles gedacht, die menschliche Hand und die Funktionsweise waren Grundlage seiner Gestaltung. Ich liebe dieses Besteck – klar und schnörkellos zeugt es vom Gestaltungswillen der Wiener-Werkstätte-Künstler. Einige von Ihnen – wie Kolo Moser, Otto Prutscher und später der Werkbundarchitekt Oswaldt Haerdtl haben Silberwaren kreiert. Dass man diese bis heute kaufen kann, ist auch ein großer Verdienst der Wiener Silber Manufactur.

Bei unserem Rundgang sehe ich gefühlt tausend verschiedene Hämmer, Feilen, Polierräder, Zangen und Formenwerkzeuge. Die alle zu beherrschen, ist eine Herausforderung. In der Manufaktur hat jeder Mitarbeiter seinen eigenen individuellen Werkzeugkasten – man achtet sehr auf Ordnung. Das Werkzeug ist die verlängerte Hand der Meister. Verständlich, dass man damit auch gute Ergebnisse hervorbringt.

Wir sind inzwischen durch verschiedene Abteilungen gegangen und in der Galvanik angekommen – wo Silber seinen unvergleichlichen Glanz bekommt oder sogar vergoldet wird. Wie zum Beispiel die filigranen Vasen von Ted Muehling, einem zeitgenössischen New Yorker Designer.

„Wir arbeiten mit den besten Gestaltern zusammen“, fasst Dr. Kamler-Wild die Designstrategie zusammen. „Es gibt tolle Entwürfe jüngerer Designer wie Marco Dessi, Alexandre Echasseriau oder Tino Valentinitsch und wir setzen Kreationen von weltbekannten Gestaltern wie Zaha Hadid oder Erwin Wurm um.

In der Endkontrolle kann ich dann die Stücke bewundern – hier sieht es fast wie in einer Schatzkammer aus. Die Fatcar–Dose von Erwin Wurm – eine streng limitierte Edition ist bereits ausverkauft; Sammler haben sehr schnell die Gunst der Stunde genutzt. Vielleicht ist „ZIZI“ von Zerunian und Weisz das nächste must-have Stück aus der Manufaktur? Letztes Jahr hat die filigrane silberne Dose mit dem rosa Tutu viel Aufmerksamkeit erregt bei der Vienna Design Week....

Wie geht es weiter in diesem Jahr interessiert mich. Im Moment ist man bei den letzten Vorbereitungen für die ICFF in New York, wo die Wiener Silber Manufactur jedes Jahr am WIEN PRODUCTS Stand vertreten ist und die Partner vor Ort besucht. Dann geht es zum zweiten Mal heuer nach China zu einer Designmesse – hier gibt es großes Interesse am Handwerk aus Wien. Und natürlich ist es wichtig, alle Kundenaufträge rechtzeitig auszuliefern – an Arbeit mangelt es wirklich nicht.

Ich bedanke mich für die vielen Informationen und verabschiede mich von den Silberschmieden und meiner netten Begleiterin. Schon jetzt bin ich gespannt auf neue Designs – die Qualität der Silberwaren ist in jedem Fall einen Spaziergang in die Spiegelgasse zum Shop der Wiener Silber Manufactur wert.

Dieser Beitrag entstand im Auftrag der WIEN PRODUCTS - www.wienproducts.at