Neu verbaute Geschichte – ein Besuch bei SPOLIA

Zu Beginn dieses Jahres hat SPOLIA die offizielle Mitgliedsurkunde als WIEN PRODUCTS Mitglied entgegen genommen. Ich bin neugierig - plane einen Besuch und mache mich auf in den dritten Bezirk. Dort treffe ich Roland Hemedinger, den Kopf hinter diesem Projekt. Als modernes und junges Unternehmen ist man im Packhaus – einem Co-Working Space auf Zeit zu Hause. Wir sitzen in einem Besprechungszimmer – um uns herum Materialproben und Objekte, die Spolia hervorgebracht hat.

Befragt man das allwissende Wikipedia, so wird man aufgeklärt, dass Spolien (von lateinisch spolium: „Beute, Raub, dem Feind Abgenommenes“)Bauteile und andere Überreste wie Teile von Reliefs oder Skulpturen, Friese und Architravsteine, Säulen- oder Kapitellreste sind, die aus Bauten älterer Kulturen stammen und in neuen Bauwerken wiederverwendet werden.“

Eine Tradition, die schon sehr früh angewendet wurde – zahlreiche Architekturdenkmäler von Istanbul bis Venedig wurden mit Spolien errichtet. Heute nennt man das im Designbereich „Upcycling“.

Roland Hemedinger – der eigentlich Architektur studiert hat und im Kunsthandel aktiv war - erzählt mir wie es zu Spolia kam: „Immer wieder gibt es Gebäude, die abgerissen werden, in denen es zum Beispiel ganz hervorragende und noch vollkommen intakte Parkettböden gibt. Entweder man kann die selbst noch retten oder erwirbt sie von spezialisierten Händlern. Gerade Wien ist ja bekannt für ausgefallene Parkettböden.

Oftmals sind es nur wenige Quadratmeter, die so eine neue Nutzung erfahren und als moderner Ess-, Besprechungs- oder Arbeitstisch wiedergeboren werden. Das mache ich dann gemeinsam mit Designern, speziellen Handwerkern und Restauratoren.“

Der Tisch FOUR TO THE FLOOR ist mir beim Betreten des Gemeinschaftsraumes bereits aufgefallen. Das warme Holz des Parketts – es stammt aus einem Wiener Ballsaal und wurde 1863 verlegt -  bildet einen perfekten Kontrast zum Tischgestell aus Metall das die Form des Holzpuzzles aufgreift. Tolle Idee.

„Manchmal verfremden wir das Ganze auch“ – lacht Hemedinger – Tino Valentinitsch hat mit dem Bologneser die Grundform der Raute genutzt und das alte Parkett aus Nuss, Eiche und Ahorn neu komponiert, so dass optische Täuschungen entstehen. Nachdem der Parkettboden aus einer Villa in Bologna entfernt wurde, kam er nach Wien, wurde einer gründlichen Restauration unterzogen und für Neues genutzt.

Oder Scattered Servant – bei dem Kim+Heep altes Eichenholzparkett mit edlem Messing zu coolen Tischen und Tabletts neu kombinierten....ebenfalls großartiges Design.

Eigentlich ist das eine tolle Nutzung von Ressourcen – nicht nur im alten Rom war gutes Material kostbar – heute versuchen wir auch nachhaltig zu denken und entsprechend zu handeln beschreibt Roland Hemedinger seine Ambitionen – bei der natürlich auch die Schönheit und der Zweck eine Rolle spielen.

Ich will wissen, ob er denn nur auf Holz und altes Parkett festgelegt ist....

Nein, nein – inzwischen haben wir schon einige Editionen aufgelegt und inzwischen auch Erfahrungen mit Schieferplatten und besonderem Glas gemacht.

Er zeigt mir Bilder von Lampen, deren Schirme aus Schieferplatten bestehen  - ein Projekt mit Carl Auböck in Wien – hier bekamen Dachplatten eine vollkommen neue Bestimmung.

Aktuell tüftelt Hemedinger an einem spannenden Konzept mit bronziertem Glas, man arbeitet bereits praktisch an Prototypen. Er zeigt mir die Entwürfe, die er immer noch von Hand gestaltet und auf dem Papier weiter entwickelt. „Ich muß mich in ein Material verlieben“ erzählt er, dann sprudeln die Ideen.“

Wer kauft die Spolia Designs – will ich wissen. „Das ist ganz verschieden – es gibt Leute, die hier hereinkommen, die Sachen sehen und haben wollen  - andererseits geht heute viel über den Onlinehandel weltweit.

Apropos weltweit – die Designs von Spolia waren heuer bereits auf WIEN PRODUCTS Gemeinschaftsständen bei Designmessen in Paris und Shanghai zu sehen und haben dort neue Liebhaber gefunden.

Architekten und designaffine Kunden erkennen in den Produkten die Materialien schnell und haben meist ein Faible für die Neuinterpretation. Es steckt eine Menge Arbeit und vor allem Fachwissen dahinter, um solche Produkte zu entwickeln – man muß mit den begrenzten Ressourcen sorgsam umgehen und das beste Ergebnis anstreben. Ansonsten sind die Materialien unwiederbringlich verloren.

Ich bin beeindruckt über das Gehörte und Erfahrene. Als ich mich von Roland Hemedinger verabschiedet habe und die SPOLIA Produkte beim Vorbeigehen nochmals durch das Fenster betrachte bin ich sicher – die Qualität und das Design von Spolia sind in jedem Fall einen Spaziergang zum Packhaus wert.

 

Dieser Beitrag entstand im Auftrag der WIEN PRODUCTS  www.wienproducts.at