Dschungelheim- Glück allein

Starrt man zu lange auf den Bildschirm _ egal, wie gut und teuer der auch sein mag – Erholung für die müden Augen ist jedenfalls etwas Grünes. Man könnte die gegenüberliegende Wand einfärben... Da geht aber dann der Tanz um welches Grün es sich denn nun handeln soll gleich wieder los. Man kann – sofern man mit Blick in die Natur lebt und arbeitet – auch einen Blick aus dem Fenster werfen – in die Ferne schauen und neben den Augenatmet auch die Seele auf. Wenn Grünes lebt, tut das auch unseren Innenräumen gut. (Froschkönige sind hier großzügig ausgenommen)

Kommt man in Büros oder besser noch – betritt man Amtszimmer während des Parteienverkehrs (so was kann es generell nur in Österreich geben mitsamt Hofräten und deren Witwen), fällt einem meist ein riesiger Ficus benjamini oder eine Monstera auf, an deren Größe man ablesen kann, wann der Amtsrat in die Pension verschwinden wird. Manchmal sind die Pflanzen verstaubt und irgendwie traurig zwischen all den nüchternen Beamten. Und dann wiederum gibt es Räume, die strahlen geradezu Lebenslust aus – da wachsen Pflanzen vertikal an den Wänden hinauf. Innen und außen. Die machen vor allem Großraumbüros erträglicher und sorgen für etwas bessere Luft.

Wie ist das zu Hause? Wer hat und pflegt Pflanzen in seinen vier Wänden? Die Möbeldienstleister auf der Großfläche bieten hier eine enorme Vielfalt – Massenware in Form von Gräsern, Orchideen und anderem Grünzeugs, das man bitte in die gleich daneben gestapelten Übertöpfe setzen und nach Hause nehmen möge.

Ich bin aufgewachsen mit viel Grün und Pflanzen. Hinterm Haus gab es immer Blumen und Kräuter – im Garten meiner Großeltern wuchsen Gemüse, Obst und eine Menge Gras mit wilden Blumen – die meine besondere Leidenschaft für Blühendes weckten. Die Fensterbänke zu Hause teilten sich Opuntien und andere Kakteen, die ab und zu auch mal blühten – vor allem jedoch stachelten. Und im Stiegenhaus verteilten sich große grüne Pflanzen – bis heute hat meine Mutter einen besonders grünen Daumen, von dem ich nur ein winziges Stück geerbt habe.

Ich brauche Pflanzen um mich herum. Und Blumen. Sobald es etwas wärmer wird, bekommt die Terrasse neuen Zuwachs – zu Lavendel, Salbei, Rosmarin, Thymian und Feige gesellen sich hochwachsende Gräser und blühende Pflanzen. Die Pflege ist ein für mich inzwischen wichtiges Ritual – als Stadtrandbewohnerin brauche ich den Umgang mit der Natur, will es wachsen und im Wandel der Jahreszeiten blühen und verblühen sehen.

Grundkenntnisse wurden mir im Kindergarten und der Schule beigebracht – Schulgartenunterricht war Pflicht und wir stolz, wenn wir selbst gezogenes Gemüse verkauft haben. Heute nutze ich die Pflanzen für die eigene Küche, la dolce vita fordert ab und zu Mittelmeeraromen.

Und drinnen? Da wachsen alle möglichen Pflanzen – skurrile und normale Durchschnittstopfpflanzen. Was ich mir jedoch einmal wöchentlich gönne, ist ein Blumenstrauss. Tulpen sind meine Favoriten, die sehen auch verblüht noch phantastisch aus. Rosen mag ich nicht – die sind zu sehr mit Symbolik behaftet – wobei englische Teerosen – die verzücken mich wegen ihres Duftes. Wenn ich dann so durch die Wohnung gehe, es duftet nach frischem Grün, summe ich leise Josef Haders Alltimeklassiker von den Topfpflanzen- wohl wissend: UND ALLES WIRD GUTh!