Bezugserscheinungen

Mundl hatte welche. Genauso wie wahrscheinlich die Protagonisten vom Club 2. Wohnungen mit psychedelischen Mustern an Wand und Vorhang. In Farben, die von orange über braun bis hin zu senfgelb reichten. Alles war gemustert. Auch Hemden, Schlaghosen, Plateauschuhe kombiniert mit Vokuhila oder auftoupierten Monsterhelmfrisuren, die bei jedem Wetter hielten waren ein must have der Siebziger.

Solch farbenfrohe Moderevolution hatte es schon zwei Jahrhunderte vorher gegeben – im Biedermeier – der Name klingt nur bieder – setzte man voll auf Farbe – unglaublich, was es damals alles gab und man sich traute. Dagegen sind die monochromen fiftyshadesofgrey Behausungen heute farblos wie nur etwas. Man sieht also, es kommt alles wieder –jede Erscheinung hat ein Ablaufdatum, damit sie Jahrzehnte später als vollkommen neuer Trend fröhliches Wiederauferstehen feiern kann (ist eh gerade Pfingsten, passt also thematisch in den Jahreskreis).

Schauen wir doch mal kurz in die angesagten Gazetten, in denen die Trendscouts uns erklären, wie man wohnt, möchte man als designaffin und am Puls der Zeit sein. Wuchtige Möbel sind out. Selbst wenn die Sitzlandschaft vor 4-5 Jahren ein Vermögen gekostet hat und viel Schweiß beim Transport - sie ist uncool. In hingegen sind eher organisch geformte Einrichtungsgegenstände – wie Sessel, Couch, Tisch und Sideboard. Es dürfen auch wieder etwas höhere Sitzgelegenheiten sein, man plumpst nicht auf 30 cm niedrige Sofalandschaften, aus denen man sich nur mit Hilfe oder akrobatischen Yogaübungen in die Senkrechte zurückbegeben kann, sondern es ist durchaus erwünscht, sich locker erheben zu können. OK – in 10 Jahren kann das schon wieder ganz anders aussehen – jetzt ist es mal so. Mittelfest gepolstert kommen vor allem Sessel, Fauteuils und Sofas in den Handel.

Und die Bezüge? Die sind vielfältig wie nur was – Leder, Stoff – uni, gemustert, für drinnen und draussen – das volle Programm. Samtig in Pastell oder schweren Tönen mit Keder oder ohne, gesteppt oder glatt. Ein wahrer Riese ist inzwischen KVADRAT – skandinavischer Stoffverleger, der eine erstaunliche Entwicklung genommen hat in den letzten Jahren. Raf Simons, sonst eher für Fashion bei großen Marken bekannt, hüllt nun Möbel in seine Stoffkreationen, die er für die Dänen kreiert. Überhaupt, die Firma ist angesagt – fast alle großen Marken setzen auf die kvadratisch – guten Stoffe – und sind offensichtlich erfolgreich damit. Noch ein bekanntes Haus aus dem finnischen Teil des europäischen Nordens  ist Marimekko – die treiben es nach wie vor bunt und bedrucken weiße Stoffbahnen bis eine lustig bunte oder abstrakte Welt entsteht, die man sich dann über Pölster stülpen oder als Vorhang vor die Fenster ziehen kann. Zur Mittagsruhe könnte man da herrlich mit offenen Augen träumen, wenn die Sonne sanft durch den Vorhang schimmert.

Und Tapeten? Die sind auch wieder stark im Kommen. Aber nix psychedelisches, als eine Art Großformat macht der Papierbelag an der Wand Kunst. Echte. Heutzutage kann man sich sogar seine Wunschtapete bestellen. Glauben Sie nicht? Ist aber wahr. In Perchtoldsdorf haben sich ein Künstler und ein Siebdrucker zusammengetan und denken sich erstaunliche Sachen aus. Christian Beran und Miguel Henz geben ihren Werken dann Namen wie Mars&Venus – das Himmelreich ist nahe...

Wenn man dann auf seinem mit dunkelblauem Sammet bezogenen Daybed, den Kopf auf ein Marimekkopolster gebettet - tagträumt vor einer Mars&Venus Wand -  kann man sicher sein: UND ALLES WIRD GUTh!

 

Lümmeln ante portas

Der April hat es uns ganz schön gegeben – warm kalt sozusagen. Rein. Raus. Das volle Programm. Gut, dass es inzwischen Möbel gibt, denen es wurscht ist, ob draussen die Sonne lacht oder der Winter fauchend ein paar weisse Streifen auf Feld und Flur hinterlässt. Bevorzugte man vor vielen Jahren Holzmöbel oder solche aus Rattan, lümmelt man heute outdoor eher auf Kunststoff herum.

Vor 25 Jahren Jahren kamen die ersten sogenannten Polyrattan-Kunststoffe auf den Markt. Ein Ex Fussballer (nein – nicht der Kika-Kicker) schickte solche Flechtmöbel an den Start - diese überzeugen bis heute mit reicher Farbpalette und Strapazierfähigkeit kombiniert mit Qualität – die Dinger sind sogar  resistent gegen Sonnencreme.

BASF als Chemiegigant hat vor einigen Jahren die Abteilung DesignfabrikTM gegründet, in der außergewöhnliche Möbellösungen realisiert werden. Hier haben neben Konstantin Grcic auch Ronan und Erwan Bouroullec 2008 ihre Vegetal Kunststoff-Stühle aus dem BASF-Kunststoff Miramid® für Vitra entwickelt. Neue Materialien erlauben unter anderem eine andere Formensprache – setzen neue Standards.

Jean-Marie Massaud kreiert seit 2009 für Dedon und verpasste dem Gewebe aus Hularo-Fasern diverse modisches Outfits: Neben Schottenkaro ein Hahnentritt-Muster, sowie mediterrane und skandinavische Deko-Varianten, die seine großartigen Formen noch eleganter wirken lassen.  Patricia Urquiola setzt seit Jahren ebenfalls traditionelle Herstellungstechniken neuartig ein und begeistert durch verspielte Entwürfe – etwa mit einer Kollektion für Moroso.

Und doch denken wir zuerst an Philippe Starck – wenn es um Kunststoff geht - er war einer der ersten Designer, die sich dem Thema widmeten. Seit sich strapazierfähige Kunststoffe in großformatigen Dimensionen herstellen lassen, hat er diverse Sofas, Hocker und Stühle für draußen entworfen. Beim Soft Egg – einem Stapelstuhl aus Polypropylen hat Starck 2001 selbst an Ablaufrinnen gedacht die Regenwasser von der Sitzfläche abfließen lassen. Mein persönlicher Lieblingskunststoffstuhl ist auch von Driade – der MT – ein extrem lässiger Schaukelsessel von Ron Arad. Konstantin Gricic hat 2010 zusammen mit BASF in einem Jahr Entwicklungszeit einen Zwitter gestaltet: Myto macht sowohl im Büro, am Esstisch als auch auf der Terrasse eine gute Figur. Er besteht aus dem neuen Kunststoff Ultradur®, mit dem sich in einem Monoblock problemlos dicke und dünne Materialstärken herstellen lassen. Ziel der Entwicklung: Festigkeit, Steifigkeit und Elastizität des Stuhls sollten in einem guten Verhältnis stehen. Alles irgendwie Forschung und Erfindergeist, damit wir es bequem und schön haben.

Plastik ist nicht mehr bäh, Kunststoff ist in. Auch was die Nachhaltigkeit angeht, macht man sich Gedanken... Angesichts der neuen Lust am Draußensein rüstet selbst mancher Baumarkt mit Stücken für den gehobenen Anspruch auf - so wie die Leuchtenindustrie im Winterhalbjahr Umsatz macht - ist jetzt Hauptsaison für Gartenmöbel. Angefeuert durch den milden Winter erobern wir die urbanen Terrassen und Grünflächen.  

Die kollektive Erweiterung der Wohnsphäre hat ihren Preis - manche Stücke kosten so viel wie ein gebrauchter Kleinwagen – einige von ihnen haben sogar Räder.

Draußen ist das neue drinnen, behaupten Trendsetter – eine Entwicklung, die vom nicht vorhersehbaren Wetter im Frühsommer nicht gestoppt wird. Gastgeber verschieben den Repräsentationsbereich vom Inneren ein Stück ins Grüne – das bietet eine kleine Auszeit - Telefon stumm schalten, einfach mal gemeinsam abhängen und sich denken: UND ALLES WIRD GUTh!

 

Hot Stuff

Wer jetzt was mit zwischenmenschlichen Kontakten erwartet, ist falsch – bei der nächsten Möglichkeit bitte wenden. Hobbyköche, die hier ein Rezept für scharfe BBQ Sauce suchen, muß ich auch enttäuschen. Nix da.

Im Prinzip ist es ganz einfach – tägliches Prinzip in gewissen jahreszeitlichen Abfolgen...... Wir entspannen uns mal, atmen ein und aus – ja – auch Sie da hinter dem Bildschirm – einatmen – ausatmen. Wir sind gerade nach Hause gekommen – der Lenz ist schon länger da und dementsprechend kann man sich nach des Tages Müh und Plage barfuss auf die Terrasse setzen und einen Schluck trinken. Oder auch zwei. Doppelt hält besser und manchmal erweist sich so ein leichter Damenspitz am Tagesschluß als ganz perfekte Einschlafhilfe. OK, wo waren wir? Schuhe aus, lässigbequeme Klamotten überstreifen, den Eiskasten ob der Getränke konsultieren – den geliebten Mitbewohner fragen, ob er denn auch was möchte und ruckzuck zwei Gläser füllen. Die Musik passt und in Erwartung eines gaaaaaaaaanz entspannten Tagesausklangs strebt man mit den Getränken den Sitzgelegenheiten zu. Prost Schatz. Aaah, wunderbar. Glas abstellen und zurücklehnen. Leise plaudern oder einfach nur den Sonnenuntergang bestaunen...So könnte das jetzt eine Weile weitergehen. Cut.

Nicht nur der Lenz ist da, sondern auch die ersten Gelsen, die glauben- sich noch ein paar Spritzer gönnen zu müssen. Dieses unheilvolle Geräusch – aaahhhrrrghhhh – es macht einen direkt aggressiv. Man will doch nur seine Ruhe und keine Blutsauger füttern.

Die ganz Schlauen unter uns wissen natürlich, wie man solchen Situationen vorbeugt. Da gibt es die Fraktion, die sich dieses Zeugs auf die Haut sprüht, das riecht, als sei ein Tanker Veilchenparfüm mit einem LKW voll Pitralon kollidiert. Hält man nur ganz schlecht aus – jede zwischenmenschliche Stimmung wird bei dem Geruch gekillt – eh klar, man kann sich nicht mehr riechen. Die nächsten schwören auf Zitronella. Das riecht nur, als hätte sich eine besonders aggressive Zitrone nicht im Griff. Alles irgendwie sehr künstlich und störend für den Geruchssinn und kontraproduktiv zur Sinnlichkeit. Und dann gibt es einfache Lösungen. Mit eingebauter Romantik. (wer bis jetzt noch keine Wendegelegenheit hatte – ok, dann halt hier weiter.)

Wo waren wir? Genau, bei der romantischen Gelsenabwehr. Kerzen. Ja – von mir aus auch Windlichter – falls eine leichte Brise aufkommt. Besorgt man sich aus dem gefühlt millionenfachen Angebot oder baut sich selbst welche. Bewährt haben sich schöne Gläser und Vogelsand aus dem Supermarkt. Wirkt wunder. Man baut die Lichtquellen in gutem Abstand zu sich selbst auf, zündet die Kerzen an und lässt die geflügelten Quälgeister dorthin schwärmen, während man sich niederlässt und überlegt, ob man sich vielleicht noch mal nachschenken sollte – wo es gerade so nett ist. Vielleicht erledigt das auch der Mitbewohner und streamt dazu noch die besonders romantische Musik. Dann muß man nichts mehr tun als nur noch entspannt ein- und auszuatmen – weil man weiß: UND ALLES WIRD GUTh!

Weil der Frühling bereits aus allen Knospen bricht, begebe ich mich mal auf Glatteis. Es rutscht sich so wunderbar am glatten Parkett und ich hab es gern kontrovers. Ich zettle sozusagen in diesem Sinne gern Streitereien in freundschaftlichem Rahmen an.

Begeben wir uns also auf den Boden der Tatsachen: Meine erste Begegnung mit Hauspatschen der besonderen Art hatte ich im Schloss Sanssouci in Potsdam – zumindest ist es eine mir besonders in Erinnerung gebliebene. Bevor wir die heiligen Hallen vom alten Fritz (ehemaliger Kaiser von Deutschland – Friedrich Zwo) betreten durften, schlüpften wir mit unserem Strassenschuhen in überdimensional große Filzpantoffeln, damit das Parkett in den Prunkräumen keinen Schaden nahm. Vielleicht hatte man auch nicht genügend Reinigungskräfte..... Als Kinder war uns der Boden ziemlich schnuppe (sagt man so in Berlin und Umgebung) – wir rutschten wie die Weltmeister über das glatte Parkett und verhalfen ihm sozusagen zu noch mehr Glanz und Herrlichkeit. Ob das heute noch so ist? Ich weiß es nicht – wird Zeit, mal wieder hinzufahren. Zu Hause war es ebenfalls Usus, dass man sich die Schuhe auszog, wenn man das Haus bzw. die Wohnung betrat. Bei mir ist das bis heute ein Automatismus- betrete ich die eigene oder eine fremde Wohnung, streife ich mir schon die Schuhe von den Füßen. Freunde, die mich besuchen sehen das differenziert. Ja – zuweilen ernte ich eine Art Augenrollen. Weil: ich hab es lieber, wenn man sich die Schuhe auszieht. OK, der geölte Boden ist heikler als ein lackierter Parkettboden- mir allein reicht schon die Vorstellung, was alles an Dreck auf der Straße herumlümmelt und dann in die eigenen vier Wände getragen wird und sich dort niederlässt. Nicht jedes Gackerl landet in Wien im Sackerl und diese kleinen Steinchen im Sohlenprofil machen ganz oarge Muster....

Deshalb die freundliche Ansage: Schuhe aus! Im Sommer fühlt man sich eh wohler wenn man barfuss über den kühlen Boden gehen kann - im Winter geht man halt in Socken oder Patschen. Man ist ja unter sich – nicht auf einem Festbankett und unter dem Tisch sieht man die Füße eh nicht. Von sich auf andere zu schließen ist ein no-go...eine Nationalitäten- oder gar Kulturfrage?

Der Ausdruck Pantoffelheld kommt ja nicht von ungefähr.... Franz Joseph hatte jedenfalls ein Paar aus Leder, mit denen er durch Schönbrunn schritt. Im Barock waren Pantoffeln ein Statussymbol und hatten was Erotisches - sie waren reich geschmückt und teuer in der Herstellung - wurden zu Festen, Feierlichkeiten und zum Tanz etc. angezogen - da war klar: das sind höher gestellte Personen, die sind nicht zu Fuß auf der Straße gegangen, sondern mit der Kutsche gefahren. Die Dame hatte so ein kleines Pantöffelchen aus Samt an und man sah ein wenig Haut...ganz verzückt war Mann damals.... In Japan gibt es übrigens einen ganz besonderen Pantoffel: Den WC-Pantoffel, der extra für die Schritte ins Badezimmer reserviert ist. Nur damit das mal gesagt wurde. Ein wenig Kulturwissen schadet nie.

Im Grunde genommen zählt der Charakter der Gäste und die Flexibilität – dann kann man sicher sein: UND ALLES WIRD GUTh!

 

 

 

Lustwanderungen

 

Same same but different. Mitte April beginnt der Salone del Mobile in Milano.

Es ist Frühling – primavera klingt natürlich viel schöner, da ist la dolce vita gleich mit eingebaut. Man begibt sich in die Hauptstadt des Designs. Eine Woche lang sind hunderttausende Menschen unterwegs und schauen neue Möbel an. Ein Salon reicht da nicht – nein- in Mailand werden 20 Messehallen aufgefahren, von denen jede mindestens Fußballfeldgröße hat.

Und die gesamte Stadt feiert Designweek. Überall zeigt man stolz und vor allem mit Stil, wie man sich einrichten könnte. Ich genieße diese Woche seit Jahren. Als Austeller hat man eher nicht den Joker in der Hand, man steht halt 7 Tage neben seinen Objekten, erklärt geduldig und beantwortet auch die abstrusesten Fragen in allen möglichen Sprachen. Dabei lernt man eine Menge über Kunden und bekommt direktes Feedback zu den ausgestellten Produkten – was viel wert ist.  Ist man jedoch unterwegs als Besucher, hat man das große Los gezogen. Ich habe beide Rollen ausprobiert – letztere bereitet das größere Vergnügen.

Natürlich bekäme man auch daheim ziemlich leicht viele Informationen gedruckt und aus dem weltweiten Netz- es gibt genug Menschen, die damit ihr Geld verdienen, uns die neuesten Trends schmackhaft zu machen und in Mailand fahren natürlich die Marketingabteilungen zu ungeahnter Größe auf- da wird nichts ausgelassen, um Menschen zu beeindrucken. Wer jemals die Messestände der großen italienischen Möbelmarken gesehen hat, weiß was ich meine. Ich mache mir schon im Vorfeld einen ungefähren Plan was ich anschauen möchte und wechsle Tage auf der Messe mit jenen, die ich in der Stadt verbringe. Hahaha – nein Schuhe kaufe ich ganz sicher nicht – Shopping steht eher nicht am Plan.

Ich genieße es, Dinge zu entdecken. Neben der Messe gibt es den sogenannten Fuorisalone – also das Drumherum – da wären zum Beispiel die in Mailand beheimateten Showrooms, entdeckt man Design in ungewohnter Umgebung, werden Lokalitäten geöffnet, die sonst nicht zugänglich sind, haben sich ganze Distrikte der Stadt dem Design verschrieben – von superedel bis trashig – alles da- hereinspaziert.... Herrlich. Man lustwandelt sozusagen in einem Kosmos voller schöner Dinge, trifft Menschen, die ihr Leben dem Gestalten widmen, tauscht sich aus, trifft sich auf Aperitivo und Caffè, diskutiert angeregt über Gesehenes und was man unbedingt noch sehen muß.

Ich genieße den Luxus einer ganzen Woche des Designs und tauche ein in die Möbelwelt – nehme mir bewußt Zeit und träume bisweilen vor mich hin beim Betrachten schöner Einrichtungen. In dieser Woche wird mir immer wieder bewußt, wie viel Passion in Möbeln stecken kann, wie viel handwerkliches Geschick und Erfahrung es braucht, um ganz bestimmte Ergebnisse zu erzielen und wie viel Idealismus vonnöten ist, damit Designer immer wieder neue Produkte entwickeln, auf denen wir zum Beispiel sitzen oder in der Gegend herumlümmeln können. Mittendrin sieht man bekannte Gesichter und Designs – die Österreicher sind in Mailand gut vertreten – heuer in der Villa Necci Campiglio- die schon ohneSalone sehr sehenswert ist. Auch dort feiern wir gelungene Entwürfe und diskutieren über Sinn und Design. Wenn dann in großer Runde die Gläser klingen, Sprizz und Sbagliato die Stimmung erheitern, weiß man – UND ALLES WIRD GUTh!

Dreh Dich oder ich fress Dich!

 Anlässlich von Feiertagen begibt es sich immer wieder, eingeladen zu sein und in größeren Runden gemeinsam Kulinarik zu zelebrieren. Entweder in trauten Heimen oder gar in pipifeinen Lokalen- über die sich Kritiker landauf landab lobend oder tadelnd ausgelassen haben. Wobei die ja meist das Augenmerkt auf die Teller legen und nur wenige Blicke auf das Interieur werfen.

Manchmal weiß man schon was einen erwartet, weil man den einladenden Koch gut kennt – manchmal ist es ein Überraschungsevent. Mit allem, was dazu gehört.

Zum Beispiel Sitzgelegenheiten am Esstisch. Ich habe mich an dieser Stelle schon mal über Tische zum Speisen ausgelassen – hier sollen nun die Sitze in den Fokus gerückt werden. Neulich begab ich mich also in ein hochgelobtes Restaurant und kam auf einem- zugegeben – sehr bequemen Drehsessel zu sitzen. Irgendwie hat das etwas von Büro oder mindestens noblem Besprechungszimmer. Ja – wir hatten auch einige Dinge zu besprechen. Trotzdem war ich etwas irritiert ob der Drehbewegungen, die das Ding da vollführte und machte mir im Stillen so meine Gedanken. Kinder am Nachbartisch setzten meine heimlichen Ideen sofort um – Voll. Das. Leben. spielte sich da ab- drehende und jauchzende Kinder am Restauranttisch – Kinderkarussell mit Vollverpflegung. Diese war exzellent, die Weine ebenfalls.

Worauf sitzen wir gern beim Essen? Manche schwören auf Barhocker am Küchentresen. Find ich eher ungemütlich, für den schnellen Kaffee ist es aber durchaus ok. Sitzt man länger in fröhlicher Runde, darf es was Bequemes zum Sitzen sein – am besten mit Armlehnen. Der Tulip Chair von Eero Saarinen wurde hier schon mal erwähnt, Herr und Frau Eames haben auch sehr schöne Sitzgelegenheiten für solche Anlässe kreiert – den DAW gibt es beispielsweise als Plastikschale mit Armlehnen und als Schaukelstuhl- was die Nahrungsaufnahme unter Umständen etwas beschwerlich machen könnte.....  Und- was wenige wissen, Charles Eames und Eero Saarinen entwarfen um 1940 sogar gemeinsam einen Sessel! Der heutige Vitra Organic Chair wurde von den beiden als kleiner Lesesessel für einen Wettbewerb des New Yorker MOMA namens "Organic Design in Home Furnishings" entworfen.  Der Entwurf war allerdings seiner Zeit weit voraus und ging nicht in Serie, weil für eine Produktion der organisch geformten Sitzfläche damals einfach die technischen Möglichkeiten fehlten. Erst im Jahr 2006 konnte man den klassisch kleinen Sessel bei Vitra in Serie produzieren. Die Holzbasis mit Polsterung und Armlehnen ist durchaus bequem und nicht nur zum Lesen von Speisekarten geeignet. Die beiden Herren von MARCH GUT aus Linz haben ebenfalls eine bequeme Sitzgelegenheit aus Holz für Esstempel entworfen – auf dem sitzt es sich unter anderem im Plachutta an der Oper sehr gut. Er hat zwar keine Armlehnen, ist aber wirklich ein gelungener Entwurf. Was Restaurants und ihre Einrichtungen angeht, gibt es überhaupt einige bemerkenswerte Stücke, die in Wien entwickelt wurden – Maciej Chmara und Ania Rosinke haben sich als chmara.rosinke dem Thema Hospitality verschrieben und entwickeln neben Möbeln für das Essen im öffentlichen und privaten Raum auch Besteck, Geschirr und Glas – selbst die perfekte Beleuchtung ist ein Thema. Apropos Thema – der Salone del Mobile in Milano öffnet kommenden Dienstag seine Pforten, fahren wir also gen Italien, schauen wir Möbel, begutachten Design und lassen uns von morgens bis abends das supere italienische Essen in Trattoria, Osteria, Bar und auf der Strasse schmecken. Wenn wir beim dolce vita nach einem langen Messetag auch noch bequem sitzen können wissen wir: UND ALLES WIRD GUTh!

 

 

 

Erweiterte Wohnwelten

Die eigenen vier Wände sind das home sweet home-castle. Mit Garten und so. Dann gibt’s vielleicht noch ein Landhaus. Zweitwohnsitze. Und Elternhäuser mit Kinderstuben. Alles irgendwie auf einen mehr oder weniger kleinen Radius beschränkt. Think big sagt ein guter Freund immer wieder. Er meint zwar meist etwas Berufliches in diesem Zusammenhang – vielleicht auch ein Denkprinzip. Da wohne ich also in meiner Wohnung in der Vorstadt sozusagen- schau auf Weinberg und Wald. Grätzl. Und gleichzeitig lebe ich in Wien, Österreich. Ich bin in einem anderen Land geboren. Ein Zufall – nein – es war kein Zufall, der mich nach Wien brachte – es war der Ort, an dem ich Wissen erweitern konnte. Stadt der Musik. Das mit der Musik ist inzwischen eine Liebe- eine große sogar – meist jedoch passiv und auf die Freizeit beschränkt. Trotzdem bin ich hier geblieben – es ist inzwischen die Stadt, in der ich am längsten lebe. Leicht hat sie es mir nicht gemacht Anfang der Neunziger. Immer wieder bekam ich die Piefke Saga erzählt, runzelte man die Stirn ob meiner Sprache, meinte man, ich sei eine echte Deutsche, ich würde sagen, was ich denke. Man assimiliert mit der Zeit. Ich bekomme zwar noch immer freundliche Hinweise eines besonders guten Freundes auf das korrekt Wienerische und nehme es mit Humor. Der Wiener geht halt gern an den Plafond, mir reicht schon eine schnöde Zimmerdecke.

Ich liebe diese Stadt irgendwie – die Wiener sind mir manchmal immer noch zu uneindeutig, jo-eh, passtscho, gemma....aber die Stadt, das Wasser, die Luft und diese herrliche Landschaft drumherum – der Wein, die Gelassenheit, dieses schnoddrige ichhabsnichteilig kann was. Man trifft sich auf einen Kaffee, einen Spritzer, schaut Leute im Schanigarten und fährt anschließend gedanklich eine Runde Riesenrad im Prater. Kinder Kinder – würde der Hans Moser sagen und mit dem Hörbiger Paul ein Lied anstimmen- ein Wienerisches.

Moment – Wien ist modern geworden, zumindest in den letzten 20 Jahren hat sich viel getan. Der Tourismus boomt noch immer. Als Einheimischer kann man glücklicherweise abseits der Menschenströme die Langsamkeit genießen und spürt ein wenig Schubert, Freud, Grillparzer und der Tante Jolesch nach.

Kurzum - der Ort, an dem man lebt ist mindestens genauso wichtig, wie die eigenen oder gemieteten vier Wände. Man ist ja kein Eremit, sondern tritt ständig mit seiner Umwelt in Kontakt. Wenn das in einer Gegend passiert, die einem nicht taugt, leidet die Gesamtstimmung- wird man immer wieder triftige Gründe für ein Weggehen finden. Der Mensch ist per se harmoniebedürftig – die einen lieben die Berge, andere das Meer, für die nächsten ist nur die Wüste Option und so verteilt sich die Menschheit um den Globus in Städten, Dörfern, hohen und niedrigen Häusern, Wohntürmen oder Hausbooten. Die Sonne gibt mehr oder weniger Wärme und Licht, Pflanzen sind teilweise überbordend prächtig oder der Witterung angepasst und zurückhaltend. Bunte Vögel gibt es gottseidank überall- mit und ohne Flügel. Lasst uns also das Leben an dem Ort genießen, den wir uns ausgesucht haben – wandern wir zur Gloriette und schwelgen im  Ausblick auf Pracht und Herrlichkeit– vielleicht flüstert uns dann der alte Kaiser selig ins Ohr: UND ALLES WIRD GUTh!

Puff und Polster

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Ich überlege erst einmal, welchen Artikel Herr und Frau Österreicher vor das Wort setzen würden. Der oder das? DES funktioniert immer, habe ich mittlerweile gelernt.

Polster kennen wir – es ist das, worauf man gern herumlümmelt und was man sich ins schmerzende Kreuz schiebt am Abend, wenn die Vorstadtweiber Arges im Schilde führen. Und DES andere? Ausgesprochen Puff - korrekt geschrieben nennt sich das Ding ja POUF und kommt aus fernen Landen. Obwohl, die Schweizer bezeichnen mit Puff ein Chaos und ein Wäschepuff ist für die Schmuddelsachen gedacht. Also nichts Unanständiges.

Das Ding zum Sitzen nennt sich halt Pouf – französisch näselt es sich besonders vornehm egal wo die Sitzgelegenheit zum Einsatz kommt- in Paris oder Schruns Tschagguns – eh wurscht. Hauptsache bequem.

Einschlägige Magazine, Onlinehändler und Wohnspezialisten haben offensichtlich einen Narren an dem Ding gefressen. Allerorten tauchen sie in Angeboten auf. Aus Leder, Stoff, sogar gestrickt – in allen möglichen Farben. Scheint so ein must have Teil zu sein - wenn man die Massenangebote anschaut, muß in jeder zweiten Wohnung so ein Ding rumstehen. Mindestens. Irgendwie hab ich nicht so das Vertrauen in diese Sitzgelegenheiten– für Kinder sind das wahrscheinlich großartige Wurfgeschosse zum spielen oder sitzen. Erwachsene könnten die Füße darauf ablegen. Früher war es eine Fußbank, gemeinhin Stockerl genannt, worauf die Minis der Familie saßen, bevor es alle möglichen sicherheitstechnisch ausgereiften Kindersitze für Innenräume gab. Heute gibt es den Pouf.  Oder den Polster. Wobei – einer geht ja unter – es dürfen schon mehr sein. Die liegen dann in Zehnergruppen auf dem XXL Sofa herum. Irgendwie sind sie aber auch nicht mehr das, was sie mal waren. Entweder gefüllt mit irgendwelchem Kunststoff in Flocken oder Kugeln oder mit Federn. Ich bin not very amused, wenn sich eines dieser blöden Vogelbekleidungsteile hinterrücks in meinen Nacken bohrt, wenn ich abends das müde Haupt auf einen Couchpolster bette, um was zu lesen oder fernzuschauen. Wieso die Federn nicht einfach in ihrer Hülle bleiben, ist mir schleierhaft. Als ich neulich mal wieder die Polsterbezüge waschen wollte, kam mir beim Abstreifen des Bezuges ein halber Schwan entgegen – in kleinen Federn. Sehr super! Ich hatte keinen Lohengrin bestellt, war eher auf Götterdämmerung aus, der Tag neigte sich schon und ich wollte fertigwerden mit der Putzerei. In solchen Momenten verfluche ich Massenware. Andererseits erfüllen die Polster eh irgendwie ihren Zweck ganz gut. Bis auf diese Momente eben. Also auf zum Polsterhändler des Vertrauens und neue Innenleben gekauft. Und Stoff. Letzterer ist extrem stabil und eng gewebt. Damit nähe ich demnächst einen zweiten Innenbezug. Und dann kommt der Außenbezug drauf. Und dann bleiben Schwan, Ente und Gans – also deren Federn – dort, wo sie hingehören. Wäre ja noch schöner! Schließlich will man ab und zu seine Ruhe haben, sich auf die Couch legen, einen bequemen Polster in den Nacken schieben, die Augen schließen – selig träumen mit der Gewissheit: UND ALLES WIRD GUTh!

Hinaus, Hinaus!

„Ich wohne nun völlig im Garten, eine vortreffliche Wohnung für ein ruhiges Gewissen“. Das ist nicht von mir, sondern von Georg Christoph Lichtenberg. Aber sobald der Frühling in Sicht ist, muss ich hinaus. Da ist man keine 12 mehr und auch die 40 liegt schon zurück und trotzdem ist der Frühling immer wieder eine Art Wunder. Im Winter lärmen die Krähen mit ihren heiseren Konversationen, die sich immer nach Streit anhören. Wenn aber im Frühling die Amsel zwitschert, klingt das gleich wie Sonne und frisches Grün. Das Leben erwacht. Die Frühjahrsmüdigkeit schlägt zu. Licht. Endlich wieder Sonnenlicht. Und länger als 3 Stunden. Ganze Zwölfmalsechzigminuten beglückt sie uns schon – wir schrauben demnächst wieder die Sommerzeit auf unsere Uhren – wenn das nicht automatisch passiert. Hach. Das erste Grün schält sich aus den Knospen. Ich hoffe in jedem Frühjahr, dass es bitte alle Pflanzen auf meiner Terrasse geschafft haben, unbeschadet über den Winter zu kommen. Und dann mischt sich zur Freude natürlich auch eine Art Arbeitseifer – vor den Fenstern Ordnung zu machen. Zwischen den Bodenplatten sprießt das Unkraut. Ach was heißt sprießen – es wuchert förmlich. Das muß schleunigst weg. Dank des milden Winters hat es die Kälte nicht in die ewigen Jagdgründe geschickt. Da muß ich wohl selbst ran. Überhaupt – man kümmert sich auch von höheren Stelle gerade sehr um die grünen Daumen dieser Welt. Alles, was Gärtnerei, Einrichtungsspezialist und Baumarkt heißt, erklärt gerade vollmundig, was denn jetzt zu tun sei und bietet gleich das volle Programm an. Für Erde, gute Pflanzgefäße und vorgezogene Gemüse- oder Blumensetzlinge bin ich sehr dankbar und eine muntere Einkäuferin. Das mit der Deko wird jedoch meist überbewertet. Jössas, was da alles in die überdimensional großen Einkaufswagen gelangt, ist teilweise atemberaubend. Da die Industrie weiß, was sie ihren Kunden nach dem langen tristen und fiftyshadesofgrey- Winter schuldig ist, dominieren sogenannte Pastellfarben mit Signaleffekt. Manche Onlinehändler haben eine ganz eigene Masche gefunden, um Kunden – na ja- eher die Kundinnen zu ködern. Da gibt es Outdoorfeeling im Scandi Style, man verspricht beim Kauf von verschnörkelten Sesseln ein Gefühl von First Lady Living in den eigenen vier Outdoor-Wänden oder setzt auf Boboloft und Hamptons-Upperclass-Understatement. Wenn der Schmäh rennt, schlägt man auch das eigenwilligste Produkt erfolgreich los. Koste es was es wolle. Postboten schwitzen dann bei der Lieferung, die Heckklappe vom Kombi lässt sich nur noch mit Gewalt schließen und allerorten wird die Wohnumgebung neu gestaltet. Es sprießt, man sitzt nicht nur im Schanigarten, sondern betätigt sich auch körperlich an der frischen Luft. Ist ja gesund – hat schon die Oma gesagt- und die mußte es wissen. Die männlichen Mitbewohner beteiligen sich eventuell an der Grobarbeit – Dekoration ist Frauensache – und werfen später den Grill an. Feuermachen ist schließlich Männersache! Man wähnt sich schon mitten im Mai. Das mit den Frühlingsgefühlen greift rasant um sich – wenn der Grill glüht, der Prosecco schmeckt und sich die Gemüter erhitzen. In der Dämmerung zwitschert später die Amsel wieder ihr Lied – beglückt stellt man auch in diesem Frühjahr fest: UND ALLES WIRD GUTh.

 

Willkommenskultur

Willkommenskultur ist ein Wort, das derzeit manchem Zeitgenossen Falten auf die Stirn treibt und Streitgespräche bis in höchste Ämter verursacht. Im Kleinen funktioniert es aber irgendwie doch ganz gut. Ich habe seit gestern einen Wohngast. Für überschaubare 14 Tage. Er ist recht anspruchslos in seinem Dasein. Still steht er herum, beklagt sich weder über zu kalte oder zu warme Zimmertemperaturen, braucht auch sonst keine Zuwendung. Obwohl – ich glaube, er genießt es schon, wenn ich zärtlich über seine Oberfläche streiche. Bevor wieder einige im falschen Film landen - es handelt sich hierbei um den Esstisch meiner Nachbarin. 2.20 mal über einen Meter misst er, Vollholz, individuell angefertigt, mit 10 Schubladen – gleichmäßig auf zwei Längsseiten verteilt und sorgfältig nummeriert – innen wohlbemerkt. Schwer ist er und man sieht ihm sein Alter an – Patina nennt man das im Fachjargon. Wieso steht der Tisch bei mir, fragt sich die werte Leserschaft jetzt? Weil nebenan die Wohnung für eine Generalüberholung vom Boden bis zur Decke komplett ausgeräumt wurde.

Ich bin ja Umzüge gewohnt, kenne zumindest die Basics; trotzdem ist es spannend zu beobachten – wie andere damit umgehen. Als meine Nachbarin neulich einen fahrbaren Container mit gefühlt 100 Paar Schuhen zum Lift steuerte, um alles im Keller zwischenzulagern, fragte ich sie, ob sie im Zuge der vorübergehenden Räumung nicht gleich ausmisten wolle, staunend über Schuhmodelle, die ich da sah und die ich in der Form nicht erwartet hatte.... Sie grinste nur und meinte, das ärgste Modell wolle sie mir schenken – dann verschwand sie im Lift. Ich begriff – jeder hat so seine Leichen im Keller- im übertragenen Sinne. Es gibt in jeder Wohnung irgendwelche Dinge, von denen man sich nicht trennen kann. Das ist wie bei Kindern, die den vollkommen abgewetzten Teddy, der nur noch ein Auge hat und dem das Fell vom vielen Kuscheln schon ausging keinesfalls hergeben wollen. Da stecken Erinnerungen drin, ganze Lebensgeschichten. Ich hatte heute einen großartigen Chat mit einer anderen Freundin- auch gerade umgezogen – die mir ein Foto ihrer Schuhe im neuen Schuhschrank postete – glücklich darüber, dass diese wieder Luft atmen können im neuen Heim. Sie meinte, der Anblick ihrer zahlreichen Lieblinge in allen Farben wäre ästhetisch und würde sie an Freiheit erinnern und zahlreiche Parties mit teilweise zweifelhaftem Ausgang (der letzten Halbsatz stammt von mir). Wir umgeben uns also gern mit Dingen, die wir mögen und die uns über einen langen Zeitraum begleiten – in guten und in schlechten Tagen. Dabei ist es vollkommen egal, ob das vom Stil noch in die Wohnung passt- es gehört einfach zu unserem Leben. Ein alter Topf, ein klappriges Barwägelchen, Omas alte Stehlampe....

Was ich bisher über materielle Mitbewohner schrieb, gilt natürlich auch für die Menschen, die uns begleiten. Klar, da gibt es Mitbewohner in den eigenen vier Wänden – wechselnd oder auch nicht. Was ich jedoch ganz wichtig finde, sind erweiterte Wohnverhältnisse – also die Nachbarn. Ich bin in der glücklichen Lage, ausgesprochen liebenswerte Individualisten um mich herum wohnend zu wissen. Menschen, die offen und freundlich miteinander umgehen, die ein Auge auf die Terrassenpflanzen werfen, wenn man unterwegs ist, die Pakete annehmen und einem im Zweifelsfall zuhören, einen Witz erzählen und Kaffee kochen. Das macht good vibes, kein mieses Karma. Man hilft sich gern – teilt Werkzeug und Lebensmittel, schickt sich die besten Bilder von großartigen Sonnenuntergängen vor der Nase und genießt streitfreies Wohnen. Unter dem Tisch meiner Nachbarin steht übrigens eine Kiste Prosecco. Die hat sie mir vor einigen Tagen als Vorboten vor meine Tür gestellt mit einem Zettel: „Damit kannst Du Dir den Tisch schon mal schöntrinken!“ Die Flaschen sind noch alle ungeöffnet. Demnächst, wenn der Tisch  wieder an seinem angestammten Platz in frisch renovierter Umgebung steht, werde ich mit Freunden ein paar Gläser heben- auf die Freundschaft,  auf beste Nachbarschaftsverhältnisse – überzeugt davon: UND ALLES WIRD GUTh!